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Eine Entscheidungshilfe zur Corona-Impfung bei Schwangeren

Dank Hintergründen und STIKO-Empfehlung leichter zu einer Entscheidung finden

Was Impfungen in der Schwangerschaft besonders macht

Eine Schwangerschaft hat etliche Besonderheiten. Beim Thema Impfungen in der Schwangerschaft sollte man sich vor allem drei Aspekte klar machen: die Rolle der Plazenta für den Schutz des ungeborenen Kindes, den Unterschied von Lebend- zu inaktivierten Impfstoffen sowie eine gesonderte Risikobewertung für Impfreaktionen.

Rolle der Plazenta für den Schutz des ungeborenen Kindes

Die Plazenta bildet die natürliche Grenze zwischen Mutter und Kind. Über sie erfolgt die Nährstoffversorgung sowie der Austausch von Sauerstoff und CO2. Allerdings ist sie nur bedingt durchlässig für Antikörper und das ist wichtig zu wissen [1, 2]:

Wenn sich Menschen mit einem Erreger infizieren, werden nämlich zuerst sogenannte IgM-Antikörper gebildet – erst später im Verlauf kommen dann noch sogenannte IgG-Antikörper hinzu [1, 2].

Jedoch können die IgM-Antikörper von schwangeren Frauen nicht die Plazentaschranke passieren und auf diese Weise zum Kind gelangen. Für IgG-Antikörper ist dies dagegen möglich, vor allem je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist [1, 2].

Wenn eine Schwangere also zum ersten Mal mit einem neuen Erreger in Kontakt kommt, sind die rasch gebildeten IgM-Antikörper der Mutter somit nicht plazentagängig – können das Kind also nicht schützen. Das macht eine der Ansteckung vorhergehende Impfung so wichtig, damit im Ernstfall bereits mütterliche IgG-Antikörper parat sind [3]. Die Rolle der Plazenta spielt auch bei der Keuchhustenimpfung von Schwangeren eine besondere Rolle.

Unterschiedlicher Aufbau verschiedener Antikörper
Die großen IgM-Antikörper können die Plazentaschranke nicht passieren

Unterschied von Lebend- zu inaktivierten Impfstoffen

Zudem ist Impfstoff nicht gleich Impfstoff. Stattdessen gibt es verschiedene Impfstoffarten, die für Schwangere grundsätzlich anders bewertet werden [4]. 

Dabei ist der Einsatz von inaktivierten Impfstoffen – wie zum Beispiel gegen Influenza, Tetanus, Diphtherie, Pertussis sowie Hepatitis A und B – in der Schwangerschaft durchaus möglich. Laut RKI sind „Impfungen gegen Influenza und Pertussis Schwangeren sogar ausdrücklich angeraten” [4, 5].

Anders verhält es sich mit Lebendimpfstoffen wie zum Beispiel gegen Masern-Mumps-Röteln (MMR) oder Varizellen. Von diesen wird in der Schwangerschaft abgeraten. Auch sollten Frauen, nachdem sie eine dieser Impfungen erhalten haben, im nächsten Monat nicht schwanger werden. Es gibt jedoch etliche gut dokumentierte Fälle, in denen eine Frau kurz vor oder während ihrer Schwangerschaft eine Lebendimpfung erhalten hat und auch dies blieb ohne erhöhtes Risiko für Komplikationen. Daher besteht auch in diesem Szenario kein wirklicher Grund zur Sorge für Schwangere [4, 5].

So oder so handelt es sich bei keinem der aktuell eingesetzten Corona-Impfstoffe um einen Lebendimpfstoff [6]. 

Gesonderte Risikobewertung für Impfreaktionen

Jede Impfung kann mit einer Impfreaktion einhergehen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um leichte Schmerzen an der Einstichstelle und auch Erkältungssymptome wie Fieber oder Gliederschmerzen sind häufig. All dies ist harmlos. In sehr seltenen Fällen kann es jedoch zu schwerwiegenden Impfkomplikationen bzw. Impfnebenwirkungen kommen [7]. 

Dank groß angelegten Impfstudien können Wissenschaftler immerhin unerwünschte Ereignisse im Seltenheitsbereich von bis zu 1 aus 1.000 Personen (maximal 1 aus 20.000) im Vorhinein ausfindig machen. Nebenwirkungen, die noch seltener auftreten, sowie Langzeitfolgen können jedoch zwangsläufig erst nach Zulassung ermittelt werden [8]. 

Auch Impfschäden können durch die Corona-Impfung auftreten, diese sind jedoch eine Seltenheit. Laut Infektionsschutzgesetz ist ein Impfschaden „die gesundheitliche und wirtschaftliche Folge einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung durch die Schutzimpfung". Bei einem Impfschaden muss es sich nicht zwingend um eine bekannte Nebenwirkung der Impfung handeln. [21]

Um über den Einsatz eines Impfstoffs zu entscheiden, muss also immer der Nutzen gegen das Risiko abgewogen werden. Da Schwangere jedoch kaum an klinischen Impfstudien teilnehmen, ist diese Risikoabwägung bei neuen Impfstoffen erst verzögert möglich – zumindest in Gänze [8, 9, 10].

Aktuelle Studien zur Corona-Impfung und Schwangerschaft

Insgesamt mehren sich die Gründe für eine Corona-Impfung bei Schwangeren. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DDDG) hat hierzu eine ausgiebige Stellungnahme veröffentlicht [11, 12]:

Darin empfiehlt sie, „nach Ausschluss allgemeiner Risiken, schwangere und stillende Frauen priorisiert mit mRNA-basiertem Impfstoff (Comirnaty® von BioNTech/Pfizer oder Spikevax® (Vaccine Moderna) von Moderna) gegen COVID-19 zu impfen“ [11, 12]. 

Folgende Faktoren haben die DGGG zu ihrer Einschätzung bewogen [12]:

Gegenüberstellung der Risiken von Corona-Infektion zu Corona-Impfung
Corona-Infektion mit höherem Risiko als Corona-Impfung

Letztlich wird das Risiko durch eine Infektion also deutlich höher eingeschätzt als das Risiko einer Impfung. 

Andere trotz Impfung anstecken

Zudem konnte jüngst eine Studie des amerikanischen Centers for Disease Control (CDC) zeigen, dass bei der neuen Delta-Variante auch bei geimpften Personen eine hohe Viruslast nachweisbar ist. Die geimpften Infizierten haben jedoch meist asymptomatische oder nur milde Krankheitsverläufe. Sie bemerken ihre Infektion oft gar nicht [13].

Die Impfung schützt damit zwar effektiv vor schweren Verläufen. Jedoch können Geimpfte andere Menschen offenbar weiterhin anstecken. Dies hat damit auch Konsequenzen für ungeimpfte Schwangere und ihr ungeborenes Kind [13]. 

Somit bleiben einerseits allgemeine Schutz- und Hygienemaßnahmen wichtig. Und andererseits sollte man sich – sofern möglich – nicht allein auf die Impfung anderer verlassen. „Die eigene Impfung schützt am besten”. Auch Schwangere [13].

Delta-Variante erhöht Risiko für Schwangere

Eine neue Studie der Universität Oxford untermauert diese Erkenntnis. In Großbritannien ist die Delta-Variante mittlerweile weit verbreitet und verändert das Infektionsgeschehen. Laut Studie sind schwangere Frauen dabei besonders gefährdet, schwer an COVID-19 zu erkranken [14]. 

Hatten zu Pandemiebeginn nur 24 % der wegen COVID-19 ins Krankenhaus eingewiesenen Frauen einen mittelschweren oder schweren Krankheitsverlauf, waren es später bei der Alpha-Variante schon 36 % und nun bei der Delta-Variante 45 % [14].

Demnach benötigte etwa eine von zehn Schwangeren, die mit COVID-19-Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, eine Intensivbehandlung. Und auch das Kind ist häufig betroffen: So brachte eine von fünf schwangeren Frauen, die mit COVID-19-Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, ihr Kind zu früh auf die Welt [14].

Die guten Nachrichten können auch hier nicht oft genug hervorgehoben werden. So betonte die Studienleiterin: „Es ist eine sehr gute Nachricht, dass so wenige geimpfte Schwangere mit COVID-19 ins Krankenhaus eingeliefert wurden” [14].

In ihrem Fazit wurde sie dann noch direkter: „Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig es für schwangere Frauen ist, sich impfen zu lassen, um sich und ihr Baby zu schützen“ [14].

STIKO & RKI: Empfehlung für Schwangere

Empfehlungen für die Corona-Impfung in der Schwangerschaft & Stillzeit

Auch die Ständige Impfkommission hat mittlerweile ihre Schlüsse aus der zunehmend eindeutigen Studienlage gezogen und empfiehlt nun die COVID-19-Impfung von bisher nicht oder unvollständig geimpften Schwangeren. Dies gilt für schwangere Frauen ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel und ebenso für nicht oder unvollständig geimpfte Stillende [15].

Ab welcher SSW sollten sich Schwangere gegen COVID-19 impfen lassen?

In der Schwangerschaft ist der Schutz des ungeborenen Kindes und der Schwangeren besonders wichtig. Daher empfiehlt die STIKO eine Corona-Impfung in der Schwangerschaft ab dem zweiten Trimester, dieses beginnt mit der 13. Schwangerschaftswoche. Empfohlen wird eine Grundimmunisierung mit zwei Dosen des mRNA-Impfstoffs BioNTech/Pfizer im Abstand von drei bis sechs Wochen. Erfolgte die Erstimpfung unwissentlich im ersten Trimester der Schwangerschaft, ist dies kein Grund zur Sorge – dazu gibt es lediglich noch nicht genügend Daten. Trotzdem sollte die 2. Corona-Impfung erst im zweiten Schwangerschaftsdrittel durchgeführt werden. Wenn bereits eine Grundimmunisierung besteht, können sich die Schwangeren im zweiten Trimester, die 3. Corona-Impfung geben lassen. Dieser Booster sollte jedoch erst drei Monate nach der letzten Impfdosis erfolgen. [22]

Hier finden Sie zusätzlich Informationen darüber, was Sie alles ab der 30. Schwangerschaftswoche beachten sollten.

Corona-Impfung bei Schwangerschaftswunsch

Die STIKO empfiehlt allen Frauen im gebärfähigen Alter eine Corona-Schutzimpfung, da in der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf besteht. Empfehlenswert ist es daher, dass sich Frauen mit Kinderwunsch bereits vor einer Schwangerschaft impfen lassen und so eine Grundimmunisierung aufbauen. Anfänglich wurde den Frauen noch geraten nach der 2. Impfung sieben Tage zu warten, bevor sie mit der Schwangerschaftsverhütung aufhören. Diese Datenlage hat sich jedoch aktualisiert. Da Schwangere mittlerweile auch während der Schwangerschaft geimpft werden können, ist keine besondere Wartezeit nach der Corona-Impfung für eine Schwangerschaft notwendig.[22]

Kann die COVID-19-Impfung unfruchtbar machen?

Das Robert-Koch-Institut gab bekannt, dass sich durch Impfungen sowie Infektionen Zyklusstörungen ergeben können, welche auf die Aktivierung des Immunsystems zurückzuführen sind. Ob es im Zusammenhang mit der COVID-19-Impfung Zyklusveränderungen geben kann, wird noch erforscht. Diese Störungen sind jedoch nur vorübergehend und stehen in keinem Zusammenhang mit einer Unfruchtbarkeit. Eine Schwangerschaft nach der Corona-Impfung ist daher weiterhin möglich. [22]

Geeignete Corona-Impfstoffe in der Schwangerschaft

Bei dem verwendeten Impfstoff sollte es sich um zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs – also BioNTech oder Moderna – handeln. Die STIKO empfiehlt die Impfung zudem „ausdrücklich [für] alle[...] noch nicht oder unvollständig Geimpfte[...] im gebärfähigen Alter [...], damit bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft ein sehr guter Schutz [...] besteht” [15].

Hat die Corona-Schutzimpfung Auswirkungen auf das Kind?

Laut der vorliegenden Daten des RKI gibt es keine Sicherheitsbedenken nach einer mRNA-Impfung. Bisher wurden keine unerwünschten Auswirkungen auf die Mutter oder den Fetus bzw. das neugeborene Baby festgestellt. Auch Totgeburten, Frühgeburten und Fehlbildungen stehen nicht im Zusammenhang mit der Impfung. Eine COVID-19-Impfung bei Schwangeren bleibt in der Regel ohne Folgen für das Kind, auch Langzeitfolgen sind nicht bekannt.[22]

Sollten Sie sich auch für das Thema Ernährung in der Schwangerschaft interessieren, besuchen Sie gerne unseren Beitrag zu Ernährung während der Schwangerschaft sowie unseren Beitrag zu den Lebensmitteln, welche in der Schwangerschaft verboten sind.

Situation in anderen Ländern

Schon die WHO wirbt dafür, Schwangere in den Impfkampagnen ausreichend zu berücksichtigen. In vielen Ländern ist dies bereits der Fall und teilweise werden Schwangere dort sogar in der Impfverteilung priorisiert [12, 16]. 

So wurden Schwangere in den USA bereits seit dem 6. März 2021 in 36 der 51 Staaten als priorisierte Gruppe für eine Corona-Impfung klassifiziert. Diese Bundesstaaten machen immerhin 76% der amerikanischen Bevölkerung aus. Bei den meisten davon ist der Grund ebenfalls, dass bei Schwangeren von einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf ausgegangen wird [12, 17, 18].

In Israel werden Schwangere bei den Impfungen sogar seit Januar 2021 priorisiert behandelt. Auch hier gilt die Empfehlung für die mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna und folgte den positiven Stellungnahmen der WHO [12, 19].

Ein ähnliches Bild zeichnet sich in England ab, wo bereits Ende Juli mehr als 50.000 Schwangere die erste und mehr als 20.000 davon bereits die zweite Dosis erhalten haben. Auch hier wird zur Verwendung von mRNA-Impfstoffen bei schwangeren Frauen geraten. Es besteht jedoch keine Bevorzugung gegenüber der restlichen Bevölkerung [12, 20].

Ob international oder in Deutschland: Zumindest die Empfehlungen sind mittlerweile klar.

Fazit: Corona-Impfung in der Schwangerschaft - Ja oder Nein?

Bezüglich der Corona-Impfung in der Schwangerschaft gibt es zahlreiche Pro und Contra Meinungen, letztendlich ist es jedoch die persönliche Entscheidung der Schwangeren. Fakt ist, dass die STIKO eine Impfempfehlung für Schwangere gegeben hat, da eine Impfung den besten Schutz für Mutter und Kind bietet. Selbstverständlich bringt jede Impfung auch Gefahren und Risiken mit sich, jedoch überwiegt bei der Impfung gegen COVID-19 der Nutzen. Eine Schwangerschaft ohne Corona-Impfung stellt letztendlich ein hohes Risiko für Mutter und Kind dar.[23]

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

FAQs

Schützt die COVID-19-Impfung auch Schwangere?

Die Impfung schützt effektiv vor schweren Verläufen. Jedoch können Geimpfte andere Menschen offenbar weiterhin anstecken. Dies hat damit auch Konsequenzen für ungeimpfte Schwangere und ihr ungeborenes Kind.

Was ist über COVID-19 bei Schwangeren bekannt?

Laut Studie sind schwangere Frauen dabei besonders gefährdet, schwer an COVID-19 zu erkranken [14]. 

Hatten zu Pandemiebeginn nur 24 % der wegen COVID-19 ins Krankenhaus eingewiesenen Frauen einen mittelschweren oder schweren Krankheitsverlauf, waren es später bei der Alpha-Variante schon 36 % und nun bei der Delta-Variante 45 % [14].

Welcher Corona Impfstoff wird für Schwangere empfohlen?

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DDDG) hat hierzu eine ausgiebige Stellungnahme veröffentlicht [11, 12]: Darin empfiehlt sie, „nach Ausschluss allgemeiner Risiken, schwangere und stillende Frauen priorisiert mit mRNA-basiertem Impfstoff (Comirnaty® von BioNTech/Pfizer oder Spikevax® (Vaccine Moderna) von Moderna) gegen COVID-19 zu impfen“ [11, 12].

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