1. Ansteckungsgefahr bei Kindern
1.1. HĂ€ufigkeit von Ansteckungen
Auch Kinder können sich mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2) anstecken. Da Kleinkinder und Jugendliche oft mildere Symptome als Erwachsene entwickeln, wird die Ansteckungsgefahr hĂ€ufig unterschĂ€tzt. Denn Kinder haben seltener schwere Vorerkrankungen, die ihren Körper bei einer Corona-Infektion zusĂ€tzlich belasten [1].Â
Da Kinder dennoch das Virus in sich tragen, sich weniger an die MaĂnahmen halten können und hĂ€ufig engen Kontakt untereinander haben, kann es zu einer weitreichenden Verbreitung des Virus durch und unter Kindern kommen [2, 3].
Ob ein Kind Symptome hat oder nicht, ist dabei nicht entscheidend: Auch Kinder mit nur wenigen Symptomen haben eine Àhnliche Virusmenge in Nase und Rachen wie symptomatische Erwachsenen [4].
Fazit bleibt also: Kinder können sich sowohl bei Erwachsenen, als auch bei anderen Kindern anstecken â auch wenn die Person selbst keine Symptome hatte [3, 4].Â
Im Verlauf der Pandemie zeigte sich zudem ein deutlicher Anstieg der absoluten Fallzahlen und des relativen Anteils der Corona-Infektionen bei Kindern. Als Grund wird unter anderem die höhere InfektiositĂ€t neuer Virusvarianten aufgefĂŒhrt, wodurch auch Kinder hĂ€ufiger betroffen sind [5].
1.2. Ăbertragung von Kindern auf Andere
Genauso wie Kinder das Coronavirus untereinander verbreiten können, ist auch die Ăbertragung auf Erwachsene möglich â und dies unabhĂ€ngig von Symptomen. So konnte in Studien sowohl nachgewiesen werden, dass Kinder das Coronavirus in Einrichtungen wie Kita, TagesstĂ€tte oder Schule als auch zu Hause unter Angehörigen verbreiteten [4].
Dennoch handelt es sich bei Kindern â anders als zu Pandemie-Beginn vermutet â um keine âSuper-Spreaderâ, wie das zum Beispiel bei Grippewellen der Fall sein kann. Demnach ist gerade bei Kindern unter 14 Jahren die Weiterverbreitung zwar möglich, aber keineswegs hĂ€ufiger als bei Jugendlichen oder Erwachsenen [5].
Auch hatten flĂ€chendeckende Schul- und KitaschlieĂungen im Vergleich zu allgemeinen Abstands- und Hygieneregelungen nachweislich nur einen untergeordneten Stellenwert [5].
Zudem zeigten konsequent angewandte Schutzkonzepte wie das Tragen von Masken oder klare Unterteilungen von einzelnen Gruppen in Bildungseinrichtungen Wirkung [4].
Das Ăbertragungsrisiko kann also auch bei Kindern mit Hilfe von an das Alter angepassten MaĂnahmen merklich gesenkt werden [4].
1.3. MaĂnahmen gegen eine Ansteckung im Alltag
Eine der besten MaĂnahmen, um sich selbst und Kinder vor einer Ansteckung zu schĂŒtzen, ist, auf reichlich frische Luft zu achten. Denn das Virus kann sich in InnenrĂ€umen in Form von winzigen Partikeln, den sogenannten Aerosolen, auch ĂŒber lĂ€ngere Zeit in der Raumluft halten. Mit dem regelmĂ€Ăigen LĂŒften bei weit geöffneten Fenstern kann das Ansteckungsrisiko deutlich gesenkt werden. Dabei sollte das StoĂlĂŒften etwa alle 20 Minuten durchgefĂŒhrt werden [6].
Wie lange man dieses âStoĂlĂŒftenâ durchfĂŒhren sollte, hĂ€ngt von der Jahreszeit ab. Im Sommer sollte das StoĂlĂŒften fĂŒr 20 bis 30 Minuten durchgefĂŒhrt werden. Im Winter genĂŒgen hĂ€ufig schon Zeitspannen von je 5 bis 10 Minuten LĂŒften am StĂŒck. Kinder sollten dabei ausreichend warme Kleidung tragen. Ist das Ăffnen von mehreren gegenĂŒberliegenden Fenstern gleichzeitig möglich, kann der Luftaustausch natĂŒrlich deutlich beschleunigt werden. Halten sich viele Leute zeitgleich auf engem Raum auf, sollte ĂŒberlegt werden, wĂ€hrend der gesamten Dauer zu lĂŒften [7].
In Schulen und Ă€hnlichen Einrichtungen empfiehlt es sich, in jeder Pause zu lĂŒften â in jedem Fall aber mindestens alle 45 Minuten. Schon wĂ€hrend der Unterrichtsstunde zu lĂŒften, ist ebenfalls empfehlenswert. Zudem sollte in allen InnenrĂ€umen generell unmittelbar gelĂŒftet werden, wenn jemand wiederholt Husten oder Niesen muss. Alle weiteren MaĂnahmen â Abstand, Hygiene und Atemmasken â wirken wesentlich besser, wenn bereits fĂŒr ausreichend frische Luft in InnenrĂ€umen gesorgt worden ist [8].
Wie gut weitere MaĂnahmen umsetzbar sind, hĂ€ngt natĂŒrlich stark vom Alter und der Motivation des Kindes ab. Wann immer es möglich ist, sollte daher auch bei Kindern auf die Einhaltung der âAHA-Regelnâ geachtet werden. Diese bestehen aus Abstand halten (âAâ) von mindestens 1,5 Metern, regelmĂ€Ăigen HygienemaĂnahmen (âHâ) und dem Tragen einer Alltagsmaske (âAâ), welche Mund und Nase bedeckt [4, 8].
Gerade bei sehr jungen Kindern kann die DurchfĂŒhrung dieser MaĂnahmen jedoch schwierig sein und erfordert dann eine AbwĂ€gung. RegelmĂ€Ăiges und korrektes HĂ€ndewaschen mit Seife, grĂŒndliches Reinigen von hĂ€ufig genutzten OberflĂ€chen sowie die Kontakte mit Anderen auf ein im Alltag nötiges MindestmaĂ zu beschrĂ€nken ist jedoch ausgesprochen ratsam und meist gut umsetzbar [8, 9].
1.4. MaĂnahmen gegen eine Ăbertragung bei Infektion
Kinder, die sich infiziert haben, sollten unbedingt Kita, Schule oder anderen Verabredungen fernbleiben. Gleiches gilt auch, wenn der Verdacht einer Infektion besteht, bis eine Testung diesen ausgeschlossen hat [8, 9].
Durch den oft milden oder sogar symptomlosen Verlauf einer Coronainfektion bei Kindern ist es oft schwierig, die Erkrankung frĂŒh zu bemerken und eine Ăbertragung auf Andere zu verhindern. Neben den generell sinnvollen AlltagsmaĂnahmen wie den AHA-Regeln und LĂŒften können Sie auf folgende Dinge achten [1]:
- Halten Sie tÀglich nach den unten genannten Symptomen (siehe hierzu 2.1) Ausschau.
- Behalten Sie einen Ăberblick darĂŒber, mit wem ein Kind tĂ€glich in Kontakt kommt.
- FĂŒhren Sie ein Tagebuch, in dem alle Begegnungen auf engem Raum aufgefĂŒhrt werden. Dies kann es den GesundheitsĂ€mtern spĂ€ter deutlich erleichtern, Infektionsketten zu verfolgen.
- Sollten Angehörige eines Kindes oder das Kind selbst erkranken, mĂŒssen umgehend Schule und das zustĂ€ndige Gesundheitsamt informiert werden.
AuĂerdem sollte generell der Kontakt von Kindern zu Menschen mit bestehenden Vorerkrankungen, insbesondere alten Menschen, stets ĂŒberdacht werden. Sobald auch nur geringer Verdacht fĂŒr ein mögliches Infektionsrisiko beim Kind besteht, sollte auf diese Begegnungen unbedingt verzichtet werden [1].
2. COVID-19-Verlauf bei Kindern
2.1. Typische Symptome
Immerhin ein FĂŒnftel bis ein Drittel aller Kinder hat gar keine Symptome bei einer Corona-Infektion. Auch verlĂ€uft COVID-19 bei Kindern tendenziell milder, wobei es auch schwere FĂ€lle gibt. Die Symptome halten im Schnitt 6 Tage an und verschwinden in der Regel spĂ€testens nach 4 Wochen wieder komplett [5, 10].
Ăhnlich wie bei Erwachsenen zĂ€hlen Fieber und Husten zu den am hĂ€ufigsten auftretenden Symptomen. Die HĂ€ufigkeit hĂ€ngt jedoch stark vom Alter des Kindes ab [5, 10-15]:
2.2. Anzeichen einer schweren Infektion
Die meisten FĂ€lle einer Coronavirusinfektion bei Kindern verlaufen asymptomatisch oder mild. Die Symptome klingen dann meist innerhalb von 1 bis 2 Wochen wieder ab [16].
Wenn es doch zu einem schweren Verlauf kommt, so liegt das hĂ€ufig daran, dass bei dem Kind zusĂ€tzlich eine Grunderkrankung vorliegt, die bereits vor der Infektion bestanden hat. Dabei kann es sich um Lungenerkrankungen, Diabetes, bestehende Herzfehler, ein geschwĂ€chtes Immunsystem, genetische Vorerkrankungen, starkes Ăbergewicht und andere Grunderkrankungen handeln [5, 16].
Auch eine vorbestehende Behandlung, von der das Immunsystem des Kindes betroffen ist, kann Grund fĂŒr einen schweren Verlauf sein [16].
Wenn es bei einem Kind klare Krankheitszeichen wie Fieber, Husten, Hals- oder Ohrenschmerzen, starke Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall oder unklaren Hautausschlag gibt, sollte die Kita oder Schule unbedingt gemieden und stattdessen Kontakt mit einem Arzt aufgenommen werden [5].
Symptome wie zunehmende Atembeschwerden, anhaltender Brustschmerz bzw. -enge, Verwirrtheit, extreme und unĂŒbliche SchlĂ€frigkeit, blĂ€uliche Lippen und starke Bauchschmerzen können Anzeichen einer schweren Coronainfektion sein und sind Anlass, das Kind umgehend in eine Notaufnahme zu bringen [5].
GlĂŒcklicherweise sind schwere VerlĂ€ufe und TodesfĂ€lle durch eine Coronainfektion bei Kindern extrem selten [5, 16].
Die Wahrscheinlichkeit, aufgrund einer Corona-Infektion ins Krankenhaus zu mĂŒssen, variiert zudem je nach Alter. FĂŒr Kinder (und Jugendliche), die ein Jahr oder Ă€lter sind, wird sie derzeit auf 0,4 bis 1,1 % geschĂ€tzt. Neugeborene und SĂ€uglinge â also Kinder, die jĂŒnger als 1 Jahr sind â haben dagegen eine Wahrscheinlichkeit von 8,7 % [5].
Weiter auf Intensivstation muss allerdings nur ein Bruchteil der hospitalisierten Kinder verlegt werden [5].Â
GlĂŒcklicherweise bleiben schwere VerlĂ€ufe und TodesfĂ€lle durch eine Coronainfektion bei Kindern damit extrem selten [5, 16].
2.3. Omikron-Variante bei Kindern (H3)
Zwar sind seit Auftreten der Omikron-Variante (B.1.1.529) theoretisch weiterhin sĂ€mtliche Corona-Symptome möglich. Allerdings hat sich deren Wahrscheinlichkeit etwas verschoben. Geruchs- und GeschmacksverĂ€nderungen sind seltener geworden, wĂ€hrend Husten eher hĂ€ufiger geworden ist [5].Â
Denn insgesamt neigt Omikron vermehrt dazu, die oberen Atemwege zu betreffen [5, 10].
Durchfall und Erbrechen sind ebenfalls hÀufig. Auch scheint es leichte VerÀnderungen in Sachen Krankheitsverlauf zu geben [5, 10]:
So ist die Zahl der Kinder, die aufgrund einer Corona-Infektion ins Krankenhaus mĂŒssen, zwar im Zuge der Omikron-Ausbreitung gestiegen (was jedoch primĂ€r fĂŒr die Altersgruppen unter 5 Jahren gilt und insgesamt immer noch selten ist). DafĂŒr ist der Anteil an Kindern, die auf Intensivstation mussten oder mechanischer Beatmung bedurften, in Summe gesunken [5, 10].Â
Es zeigt sich also ein durchmischtes Bild, bei dem Kinder einerseits mehr, aber andererseits auch weniger betroffen zu sein scheinen â je nachdem, welchen Faktor man anschaut [5, 10].
Immerhin zeigt die Impfung auch bei MinderjĂ€hrigen Wirkung: So war in Studien bei einem gröĂeren Anteil der ungeimpften verglichen mit den vollstĂ€ndig geimpften Jugendlichen COVID-19 der Hauptgrund fĂŒr die Krankenhauseinweisung (70 % gegenĂŒber 41 %) [10].
Die Impfung bleibt also weiterhin und auch bei jĂŒngeren Menschen hochrelevant [10].
2.4 Komplikationen und Langzeitfolgen
COVID-19-Komplikationen bei Kindern sind extrem selten und bilden die absolute Ausnahme. Hierzu zĂ€hlt zum einen eine ausgeprĂ€gte LungenentzĂŒndung, welche â Ă€hnlich wie bei Erwachsenen â im Verlauf eine Beatmung erfordern kann [5, 10].
Eine weitere ĂŒberaus seltene Komplikation ist das sogenannte âMultisystem inflammatory Syndrome in Childrenâ oder auch kurz âMISâCâ. Dabei handelt es sich um eine Ăberreaktion des Immunsystems mit Fieber und Organbeteiligung 2 bis 6 Wochen nach Infektion [5, 10].
Die wohl hĂ€ufigste SpĂ€tfolge einer Corona-Infektion bei Kindern ist jedoch Long COVID. Als gĂ€nzlich neues Krankheitsbild braucht es hier jedoch weitere Forschung, um kĂŒnftig genauere Aussagen treffen zu können [5, 10].
Eine Zusammenfassung der bisherigen Faktenlage zu Long COVID bei Kindern finden Sie hier.
Die Tatsache, dass immer mehr Kindern eine Impfung gegen COVID-19 ermöglicht wird, ist jedoch eine ausgesprochen gute Nachricht, die das Risiko fĂŒr Kinder kĂŒnftig noch weiter senken wird. FĂŒr Eltern, die noch zwiegespalten sind, bietet folgender Artikel einen gedanklichen Ansatzpunkt [17|.
Auch kann es hilfreich sein, sich nĂ€her mit den psychischen Belastungen fĂŒr Kinder wĂ€hrend der Corona-Pandemie zu befassen. Hierzu finden Sie mehr Informationen hier.
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UrsprĂŒnglich veröffentlicht am