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Corona Ct-Wert und Ansteckungsrisiko

Corona-Studien helfen, den Ct-Wert besser einzuordnen

Der Ct-Wert erklärt

Beim Blick auf das Ergebnis eines PCR-Tests ist meist nicht nur die Angabe „positiv” oder „negativ” vermerkt, sondern auch der sogenannte Ct-Wert – wobei „Ct” die Abkürzung für das englische Wort „cycle threshold” ist [1-3].

Die Bedeutung des Begriffs ist leicht zu verstehen, wenn man sich die grobe Funktionsweise eines PCR-Tests vor Augen führt [2]:

Entscheidet man sich nämlich – z.B. bei Verdacht oder Bestätigungswunsch einer akuten Corona-Infektion – für die Durchführung einer PCR, kann man mit der Methode kleinste Mengen des Virus-Erbguts zuverlässig im Labor nachweisen [1, 2].

Nicht umsonst handelt es sich bei der PCR einerseits um den Goldstandard unter den Coronatests und andererseits um das aufwendigste und damit kostspieligste Verfahren [1, 2].

Ist die Probe aus dem Nasenrachenraum der betroffenen Person erst einmal entnommen und ins Labor transportiert worden, kann dort das Virus-Erbgut – sofern vorhanden – in mehreren Zyklen („cycles”) vervielfältigt werden. Es reichen daher bereits sehr kleine Ausgangsmengen [1, 2].

Was der Ct-Wert aussagt

Der Ct-Wert ist hierbei nichts anderes als ein Maß dafür, wieviel Virus-Erbgut (beim Coronavirus „RNA”) innerhalb einer mittels PCR untersuchten Probe vorhanden ist. Der Ct-Wert gibt also die gemessene Virus-, genauer gesagt Virus-RNA-Konzentration an [1-3]. 

Ist diese nämlich gering, braucht es im Labor mehr Vervielfältigungszyklen, um sie überhaupt in der PCR nachweisen zu können. Oder umgekehrt: Je höher der Ct-Wert (also umso mehr PCR-Zyklen für einen Nachweis durchlaufen werden mussten), desto niedriger war die Coronavirus-RNA-Konzentration in der untersuchten Probe [1-3].

Es wird also von Zyklus zu Zyklus der exakte Grenzwert („threshold") gesucht, in dem das Erbgut erstmals detektiert werden kann [1-3].

Aussagekraft von Ct-Werten im Überblick

Ct-Wert unter 20, 30 oder darüber

Im Zuge der Corona-Pandemie hat sich schnell die Faustregel entwickelt, dass Ct-Werte über 30 auf eine niedrige Viruskonzentration und daher womöglich auf eine fehlende Übertragung intakter Viren hinweisen [1]. 

Auf Grundlage dieser Annahme wurde der Ct-Wert bei im Krankenhaus untergebrachten Corona-Patient:innen mitunter als Teil(!)kriterium für eine Entisolierung genutzt. Wenn es also darum ging, wann man eine infizierte Person aufgrund fehlender Ansteckungsgefahr nicht mehr von anderen Menschen abschirmen muss [1]. 

Mit Blick auf die aktuelle Studienlage sollte diese Interpretation bzw. Anwendung des Ct-Werts jedoch mit großer Vorsicht „genossen” werden. Dies hat gleich zahlreiche Gründe [1]:

Studienlage: Klinische Relevanz des Ct-Werts

Zunächst einmal handelt es sich beim PCR-Test zwar um den Goldstandard unter den verfügbaren Coronatests. Dennoch gibt es auch für dieses Verfahren wichtige Limitationen [1]. 

So sind auch hier durchaus falsch-negative Testergebnisse möglich. „Falsch-negativ” beschreibt den Fall, dass die getestete Person zwar laut PCR-Ergebnis negativ ist, jedoch in Wirklichkeit eine Corona-Infektion vorliegt [1].

Dies ist beispielsweise möglich, wenn die Probenqualität unzureichend oder aber der Transport bzw. die Lagerung fehlerhaft ist [1]. 

Auch hat sich gezeigt, dass falsch-negative PCR-Ergebnisse möglich sind, wenn es sich um eine späte Krankheitsphase der Corona-Infektion handelt. Gerade bei Betroffenen, bei denen die Infektion in die unteren Atemwege gewandert ist, können Rachenabstriche bereits wieder virenfrei sein, obwohl eine infektiöse Viruslast – dann „weiter unten” – durchaus noch besteht [1].

Des Weiteren kann die Art und Qualität der Abstrich-Durchführung deutlich zwischen medizinischem Personal variieren. Auch können Unterschiede je nach eingesetztem Röhrchen oder Tupfer entstehen [1, 4]. 

Zudem ist im Moment der Testung selten klar, an welchem Punkt sich die Person im Krankheitsverlauf befindet. Der Ct-Wert kann dann zwar hoch sein (und die Infektiosität damit vermeintlich niedrig), jedoch befindet sich die Person womöglich noch im Krankheitsbeginn [5].

Oder um Christian Drosten zu zitieren: „Denn es gibt auch Fälle, [...] die sehen wir ständig hier bei uns im Labor, [...] die sind niedrig positiv. Aber wenn wir dann diesen Patienten einen Tag später noch mal testen, ist er auf einmal knallpositiv, [also] ganz hoch positiv. [...] Weil die Viruslast gerade [...] im Ansteigen [...] ist, wo wir den Patienten testen. Das wissen wir einfach nicht im Moment der Testung.” [5].

Und nicht zuletzt bestehen schlicht keine einheitlichen Standards zwischen unterschiedlichen Laboren. Würde man ein und dieselbe Probe an unterschiedliche Labore schicken, ergäben sich teils völlig verschiedene Ct-Werte [1, 6, 7].

All dies bedeutet somit, dass die angegebenen Ct-Werte von Corona-positiven Personen (aktuell) schlicht nicht miteinander verglichen werden können [6, 8].

Darüber hinaus gibt es derzeit keine klinischen Studien, in denen die Verwendung des Ct-Werts zur „sicheren” Entisolierung von Betroffenen ausreichend validiert wurde [6, 8, 9]. 

Die oben geschilderte Praxis, je nach Höhe des Ct-Werts zu entscheiden, ob jemand für andere Menschen noch ansteckend ist, hat also keine wissenschaftliche Grundlage [6, 8, 9].

Ct-Wert bei geimpften Personen

Mit einer vollständigen Corona-Impfung und späteren Auffrischimpfung können Menschen ihr Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken, deutlich reduzieren. Auch ist das Risiko, überhaupt Symptome zu entwickeln, in Summe geringer. Dies gilt auch für die Omikron-Virusvariante [10, 11].

Jedoch sind sogenannte „Impfdurchbrüche” – wenn also „bei einer vollständig geimpften Person eine PCR-bestätigte SARS-CoV-2-Infektion mit Symptomatik festgestellt wird” – gerade bei Omikron häufig [10-12].

Die Symptome einer Durchbruchinfektion ähneln dann prinzipiell den COVID-19-Symptomen einer ungeimpften Person. Allerdings fallen die Symptome bei einem Impfdurchbruch laut Studien tendenziell milder aus. Schwere Verläufe sind zudem deutlich seltener. Impfen lohnt also definitv weiterhin [10].

Studienergebnisse zu den Ct-Mittelwerten bei ungeimpften und geimpften Infizierten gibt es aktuell jedoch nur für die Deltavariante sowie für frühere Virusmutationen. Hier sah die Tendenz in Studien so aus [13]:

Studienergebnisse zu den Ct-Mittelwerten bei ungeimpften und geimpften:

Bei früheren Coronavirus-Mutationen (vor Aufkommen der Delta-Variante) Bei der Delta-Variante
  • Tendenziell höhere Ct-Mittelwerte in der PCR-Untersuchung des Abstrichmaterials bei geimpften Infizierten im Vergleich zu ungeimpften Infizierten

→ ein Hinweis auf geringere durchschnittliche Viruslasten bei geimpften Infizierten

  • Vergleichbare Ct-Werte bei geimpften und ungeimpften Infizierten in der frühen Infektionsphase

  • Ein etwas rascherer Abfall der Viruslasten bei Geimpften in der späten Infektionsphase 

→ Tendenziell eine etwas kürzere Gesamtausscheidungsdauer bei geimpften Infizierten

Sichere „Takeaways” hierbei sind: Auch geimpfte Infizierte können somit Ct-Werte erreichen, die für andere Menschen mit einer relevanten Ansteckungsgefahr einhergehen. Dennoch schien – zumindest bei vorherigen Virusvarianten – die Impfung einen günstigen Effekt auf die Viruslast und damit die Ct-Werte zu haben [13].

Ob sich dieser positive „Impftrend” (bezogen auf den Ct-Wert) auch bei der Omikron-Mutation fortsetzt, muss jedoch erst noch durch weitere Studien belegt werden [13].

Zudem könnte gerade die Tatsache, dass bei Omikron vermehrt der Nasen-Rachen-Raum betroffen zu sein scheint, wohingegen vorherige Varianten eher dazu neigten, Bronchien und Lunge zu befallen, potenziell zu einer hohen Viruslast in den Abstrichen beitragen [12].

Anhand des Ct-Werts zu entscheiden, ob jemand für andere Menschen noch ansteckend ist, bleibt also weiterhin wenig ratsam [6, 8, 9].

Ansteckungsdauer nach COVID-19-Infektion

Meist ist eine Virusübertragung auf andere nach 7 bis 10 Krankheitstagen unwahrscheinlich. Dies gilt insbesondere für Menschen mit funktionierendem Immunsystem. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel. Daher ist Vorsicht geboten – selbst nach erfolgter Auffrischimpfung [14].

Was der Ct-Wert über die Ansteckung aussagt

Sicherlich stimmt es in der Tendenz, dass die meisten Menschen mit einem hohen Ct-Wert in ihrer PCR potenziell weniger ansteckend für ihre Mitmenschen sind. Dennoch sollte dies nie der Grund sein, im Fall einer Corona-Infektion die nötigen Vorsichtsmaßnahmen zu vernachlässigen [15].

Schließlich kann niemand mit 100-prozentiger Sicherheit sagen, in welcher Phase des Krankheitsverlaufs sich die betroffene Person gerade befindet, mit welcher Qualität Probenentnahme, Transport und Lagerung erfolgt sind, als auch welche Testeinstellung das jeweilige Labor verwendet hat [15].

Ein „erfreulich hoher” Ct-Wert mag in Wirklichkeit also viel niedriger sein [15].

Aus der Quarantäne freitesten

Der beste Weg, um sicher niemanden anzustecken, bleibt somit, sich mit einem negativen Test aus Isolation oder Quarantäne „herauszutesten”. Alle aktuellen Regelungen finden Sie hier [16].

Die Selbstisolation sollte dabei unbedingt die aktuell empfohlene Mindestdauer einhalten und anschließend erst bei negativer (Selbst-)Testung aufgelöst werden [16, 17].

Nur so wird die Ansteckungsgefahr am Ende nicht zum hypothetischen Zahlenspiel.

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

Ursprünglich veröffentlicht am

FAQs

Was bedeutet der Ct-Wert?

Der Ct-Wert ist hierbei nichts anderes als ein Maß dafür, wieviel Virus-Erbgut (beim Coronavirus „RNA”) innerhalb einer mittels PCR untersuchten Probe vorhanden ist. Der Ct-Wert gibt also die gemessene Virus-, genauer gesagt Virus-RNA-Konzentration an [1-3]. 

Je höher der Ct-Wert (also umso mehr PCR-Zyklen für einen Nachweis durchlaufen werden mussten), desto niedriger war die Coronavirus-RNA-Konzentration in der untersuchten Probe [1-3].

Wie lange ist man nach einer COVID-19-Infektion ansteckend?

Meist ist eine Virusübertragung auf andere nach 7 bis 10 Krankheitstagen unwahrscheinlich. Dies gilt insbesondere für Menschen mit funktionierendem Immunsystem. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel. Daher ist Vorsicht geboten – selbst nach erfolgter Auffrischimpfung [14].

Wie lange dauert im Mittel die COVID-19-Inkubationszeit?

Die sogenannte Inkubationszeit beschreibt die Zeitspanne von dem Moment der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome. Diese Zeit variiert bei unterschiedlichen Infektionserkrankungen – allerdings auch von Person zu Person [18]. 

Bei Omikron hat sich die Inkubationszeit verkürzt, sodass Symptome im Schnitt etwa 3 Tage nach Viruskontakt auftreten. Die Spanne liegt aber bei 0 bis 8 Tagen. Bei fast allen Corona-Infizierten mit Symptomen treten diese jedoch spätestens nach 10 bis 14 Tagen auf [12, 18].

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