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Die beste ErnÀhrung erforschen

Wie Studien helfen, mehr ĂŒber gesunde und nachhaltige ErnĂ€hrung zu erfahren

Welchen ErnÀhrungsstudien kann man trauen?

Die Zahl an jĂ€hrlich veröffentlichten Studien wĂ€chst rasant. Selbst fĂŒr interessierte Menschen kann es da schwer werden, den Überblick zu behalten und hochwertige von fragwĂŒrdigen Studien zu unterscheiden [1-3].  

Beim Thema ErnĂ€hrung hilft der Blick auf die Empfehlungen von nationalen Fachgesellschaften oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese basieren stets auf der aktuellen Studienlage. Gleichzeitig können Empfehlungen selbst Grundlage von weiteren Studien sein, die wiederum den Effekt der Empfehlungen prĂŒfen [4, 5].  

So entsteht eine Art Kreislauf mit fortlaufendem Erkenntnisgewinn.

Die WHO-Empfehlungen zu ErnÀhrung

Die Weltgesundheitsorganisation wirbt fĂŒr eine ausgewogene ErnĂ€hrung, die sowohl MangelzustĂ€nde als auch das Risiko von Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen nachweislich senkt. Dabei ist Verschiedenes zu beachten [4].

Die Kalorienaufnahme sollte den eigenen Bedarf nicht ĂŒberschreiten. Der Fettgehalt sollte höchstens 30% der Nahrung ausmachen – mit maximal 10% gesĂ€ttigten FettsĂ€uren und weniger als 1% Trans-FettsĂ€uren. Das klingt erstmal sehr mathematisch. Im Wesentlichen geht es jedoch darum, industrielle Fertigprodukte wie TiefkĂŒhlgerichte, Konserven oder Fertigsoßen und tierische Fette zu reduzieren [4].

Ähnlich sieht es mit dem Zucker- und Salzkonsum aus. Salz sollte weniger als 5 Gramm tĂ€glich ausmachen. Zucker weniger als 10% der tĂ€glichen Kalorienzahl. Noch weniger Zucker ist dabei noch gesĂŒnder. In beiden FĂ€llen sind Fertigprodukte oftmals versteckte Quellen von Salz und Zucker [4]. 

Zudem sollte die ErnĂ€hrung zu großen Teilen aus Obst, GemĂŒse, HĂŒlsenfrĂŒchten, NĂŒssen sowie Vollkornprodukten bestehen [4].

Die gute Nachricht ist also: Sonderlich kompliziert oder teuer ist eine gesunde ErnĂ€hrung nicht. Schwieriger ist es natĂŒrlich, die alten Gewohnheiten hinter sich zu lassen oder den kleinen Versuchungen des Alltags zu widerstehen.

Den WHO-Richtlinien folgen und lÀnger leben

In 2014 wurde eine sogenannte Metaanalyse durchgefĂŒhrt, welche den Effekt auf die Lebenserwartung bei Einhaltung der WHO-ErnĂ€hrungsrichtlinien untersuchte. Eine Metaanalyse fasst dabei die Daten aus mehreren zu einem Thema erschienenen Einzelstudien zusammen. So ist der Effekt einer Maßnahme noch besser beurteilbar und vergleichbar [6, 7].

Bei dieser Metaanalyse wurden die Daten aus 11 Studien mit insgesamt knapp 400.000 Teilnehmern analysiert. Letztere waren mindestens 60 Jahre alt, lebten in Europa oder den USA und waren mit Fragebögen nach ihren ErnÀhrungsgewohnheiten befragt worden. Im weiteren Verlauf wurde dann in allen 11 Einzelstudien die Zahl der TodesfÀlle bezogen auf die ErnÀhrungsgewohnheiten erfasst [6]. 

Die Gesamtauswertung der Metaanalyse ergab, dass Teilnehmer mit einer den WHO-Empfehlungen entsprechenden ErnĂ€hrung eine nachweislich lĂ€ngere Lebenserwartung hatten. FĂŒr einen bereits 60-JĂ€hrigen entsprach das immerhin etwa 2 Jahren Unterschied [6]. 

Die Wahl der Lebensmittel lohnt also.

Nie zu spĂ€t fĂŒr eine ErnĂ€hrungsumstellung

NatĂŒrlich ernĂ€hren sich die meisten Menschen, wie sie es aus Kindheit und Jugend kennen. Bleibt also die Frage, wie sich eine spĂ€tere ErnĂ€hrungsumstellung auf die Gesundheit auswirkt. Und genau hierzu gab es 2017 eine große Kohortenstudie [8].

Bei Kohortenstudien beobachtet man Personen mit einer bestimmten Eigenschaft (Risikofaktor, Exposition oder bestimmtes Verhalten) im Vergleich zu Personen, die dieses Merkmal nicht aufweisen. So können ZusammenhĂ€nge zwischen Eigenschaft und dem Auftreten von Krankheiten oder TodesfĂ€llen ĂŒber lĂ€ngere Zeit festgestellt werden [9].  

In dieser Kohortenstudie wurden knapp 48.000 Frauen und 26.000 MĂ€nner daraufhin beurteilt, inwiefern sich eine ErnĂ€hrungsumstellung im Verlauf der nĂ€chsten 12 Jahre auf ihre Gesundheit auswirkt. Dabei verminderte der Wechsel zu einer gesunden ErnĂ€hrung nachweislich ihr Risiko zu versterben – und zwar umso stĂ€rker, je lĂ€nger die gesĂŒndere ErnĂ€hrung beibehalten wurde [8].

Damit steht fest: Jedes Jahr mit gesunden Essgewohnheiten zÀhlt.

Gesunde ErnÀhrung nachhaltig machen

Die Gesundheit unseres Planeten hĂ€ngt eng mit unserer eigenen zusammen. Obwohl Klimaforscher und Mediziner ursprĂŒnglich aus unterschiedlichen Disziplinen stammen, rĂŒcken diese Fachgebiete heute immer nĂ€her zusammen. Das Forschungsfeld nennt sich „Planetary Health” [10-12].

Der ErnĂ€hrung kommt dabei eine tragende Rolle zu. ZunĂ€chst sollte sie natĂŒrlich gesund fĂŒr Menschen sein. DarĂŒber hinaus soll sie aber auch nachhaltig mit den Ökosystemen vereinbar sein und damit unsere langfristige Lebensgrundlage auf der Erde sichern [13].

Stand der nachhaltigen ErnÀhrungsforschung

Zwar steckt die Planetary-Health-Forschung gewissermaßen noch in den Kinderschuhen, doch hat die angesehene EAT-Lancet-Kommission 2019 eine umfangreiche Stellungnahme zum Thema verfasst. Diese berĂŒcksichtigt Hunderte Studien aus allen relevanten Fachbereichen [14].

Demnach stellen ungesunde und nicht nachhaltig produzierte Lebensmittel ein globales Risiko fĂŒr Menschen und Planeten gleichermaßen dar. Zu den 820 Millionen Menschen mit unzureichendem Zugang zu Lebensmitteln kommen noch etliche hinzu, bei denen ungesunde ErnĂ€hrung fĂŒr Krankheiten und vorzeitige TodesfĂ€lle verantwortlich ist. Zudem stellt die aktuelle weltweite Lebensmittelproduktion die grĂ¶ĂŸte Bedrohung fĂŒr unsere Ökosysteme dar [14]. 

Der dringliche Handlungsbedarf zeigt sich deutlich, wenn man die aktuellen ErnĂ€hrungstrends in die Zukunft weiterfolgt. So gehen Vorhersagen von einem weltweiten Bevölkerungszuwachs auf 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 aus. Die mit der derzeitigen Nahrungsmittelproduktion einhergehende Treibhausgasausstoß, Verlust an BiodiversitĂ€t sowie ungĂŒnstige Landnutzung und Wasserverbrauch wĂŒrden sich dementsprechend noch steigern [14].

Eine Umstellung der eigenen ErnÀhrung ist demnach unverzichtbar, um die Pariser Klimaziele noch zu erreichen [14].

Hand in Hand: WHO-Ziele und Planetary-Health

Die Planetary-Health-Ziele decken sich dabei weitestgehend mit denen der WHO. Eine gesunde und nachhaltige ErnĂ€hrung besteht demnach aus einer angemessenen Kalorienzufuhr mit zahlreichen pflanzlichen Lebensmitteln, nur geringen Mengen an tierischen Produkten, vermehrt ungesĂ€ttigten statt gesĂ€ttigten Fetten sowie möglichst wenig Zucker, Fertigprodukten und raffiniertem Getreide wie Weißmehl [14]. Auch die Vegane ErnĂ€hrung wird in diesem Zusammenhang viel diskutiert.

Um die Planetary-Health-ErnĂ€hrungsziele zu erreichen, muss der Konsum von ungesunden Nahrungsmitteln wie rotem Fleisch und Zucker zudem um mindestens 50% reduziert und von gesunden Nahrungsmitteln wie NĂŒssen, Obst, GemĂŒse und HĂŒlsenfrĂŒchten um 100% erhöht werden. NatĂŒrlich beziehen sich diese Angaben auf den Durchschnitt. In wohlhabenden LĂ€ndern sind die ErnĂ€hrungsgewohnheiten deutlich klimaschĂ€dlicher und bedĂŒrfen daher auch einer grĂ¶ĂŸeren Anpassung [14].

Abbildung Diskrepanz zwischen weltweiten ErnÀhrungsgewohnheiten und nachhaltigen Zielen
Original Quelle

Diese ErnĂ€hrungsumstellung wĂŒrde zudem große Vorteile fĂŒr die eigene Gesundheit mit sich bringen. So ließen sich damit etwa 11 Millionen jĂ€hrliche TodesfĂ€lle vermeiden. Das entspricht einer Reduktion um etwa 20%. Eine Anpassung der landwirtschaftlichen Praktiken und weniger Verschwendung von Lebensmitteln sehen die Autoren ebenfalls als unverzichtbar [14].

Die Wissenschaft nimmt das Thema lÀngst sehr ernst. Weitere Studien werden folgen. Jetzt sind wir dran. 

Sollten Sie sich auch fĂŒr das Thema ErnĂ€hrung in der Schwangerschaft interessieren, besuchen Sie gerne unseren Beitrag zu ErnĂ€hrung wĂ€hrend der Schwangerschaft sowie unseren Beitrag zu den Lebensmitteln, welche in der Schwangerschaft verboten sind.

FAQs

Warum nutzen wir bevorzugt hochwertige Quellen wie den Lancet oder das British Medical Journal?”

New England Journal of Medicine 

Das New England Journal of Medicine gilt als eines der weltweit bedeutendsten medizinischen Journals. Mit einer Leserschaft von ĂŒber 600.000 Menschen weltweit und knapp 16.000 eingeschickten Studien und Artikeln (von denen nur 5% im Journal veröffentlicht werden) hat sich das New England Journal of Medicine eine sehr gute Reputation unter Medizinern und darĂŒber hinaus erarbeitet. 

Der Auswahlprozess fĂŒr zu publizierende Artikel folgt strikten Vorgaben und beinhaltet neben der ÜberprĂŒfung durch Experten auch ein „Peer Review”-Verfahren. Dies dient der Umsetzung höchster Standards bei sĂ€mtlichen Publikationen. 

The Journal of the American Medical Association 

Das JAMA ist eines von 10 Journals, die vom JAMA Network veröffentlicht werden, und gilt mit einem Impact Faktor von 51.273 als das dritt bedeutendstes Journal unter den medizinischen Fachzeitschriften. Seine Reichweite gilt zudem als die grĂ¶ĂŸte in Mediziner-Kreisen - mit ĂŒber 1,3 Millionen Online-Lesern und 27 Millionen Besuchen auf der Website der American Medical Association. 

Die behandelten Themen des Journals umfassen alle Bereiche der Medizin bis hin zur Psychologie. Dadurch ist es fĂŒr ein breites Publikum eine wichtige Informationsquelle in Sachen neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse. 

Lancet

Der Lancet ist eine der Ă€ltesten und renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt. Er wurde 1823 gegrĂŒndet und wird monatlich sowohl in gedruckter Form als auch online veröffentlicht. Seit seiner GrĂŒndung erscheinen hier immer wieder bahnbrechende Studien aus sĂ€mtlichen Bereichen der Medizin.

Auch wenn die Haupt-Leserschaft des Lancet medizinisches Fachpersonal und Forscher sind, bemĂŒht sich die Lancet-Redaktion, auch fĂŒr ein breites Publikum Artikel und Studien aufzuarbeiten, um allen Menschen medizinische DurchbrĂŒche verstĂ€ndlich zu machen.

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

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