Diabetes im Detail
Alles Wichtige ĂŒber Ursachen, Symptome, Diagnostik und Behandlung.
Diabetes zĂ€hlt zu den hĂ€ufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Die Krankheit beginnt oft schleichend, wird maĂgeblich vom eigenen Lebensstil beeinflusst und kann unbehandelt eine Vielzahl an SpĂ€tfolgen haben. Als sogenannte âWohlstandskrankheitâ steigt die Zahl der Erkrankten mittlerweile ĂŒberall, wo Lebensmittel im Ăberfluss vorhanden sind. Gesundheitsbehörden und Forschung haben den Ernst der Lage erkannt und versuchen, mit AufklĂ€rung und neuen BehandlungsansĂ€tzen gegenzusteuern. Dieser Artikel gibt umfassende Informationen ĂŒber Ursachen, Symptome, Diagnostik und Behandlung.
1. Was genau ist Diabetes?
Diabetes mellitus â umgangssprachlich nur Diabetes oder Zuckerkrankheit â ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der die Steuerung des Blutzuckerspiegels im Körper gestört ist. Die Erkrankung ist aufgrund ihrer oft hohen Blutzuckerwerte bei vielen als Zuckerkrankheit bekannt. Allerdings ist Diabetes nicht gleich Diabetes: Es gibt unterschiedliche Typen, welche komplett verschiedene Ursachen und somit auch BehandlungsansĂ€tze haben [1].
Gute AufklĂ€rung und KrankheitsverstĂ€ndnis ist jedoch bei jedem Diabetes-Typ wichtig, da bei schlechter Blutzuckereinstellung sowohl schwere Kurz- als auch Langzeitfolgen fĂŒr Betroffene entstehen können. Bei gutem KrankheitsverstĂ€ndnis, einer aktiven LebensfĂŒhrung und modernen Behandlungsmöglichkeiten können Krankheitsverlauf und Prognose jedoch stark verbessert werden [2].
2. Typen und Ursachen von Diabetes
2.1. Diabetes Typ 1
Diabetes mellitus Typ 1 ist eine Form von Diabetes, bei der das Hormon Insulin vom Körper nicht oder nicht ausreichend hergestellt wird. Da Insulin entscheidend bei der Senkung des Blutzuckerspiegels ist, kommt es in der Folge zu erhöhten Blutzuckerwerten und -entgleisungen [1].Â
Ursache ist eine sogenannte Autoimmunreaktion, bei der das Immunsystem einer Person bestimmte Strukturen des eigenen Körpers angreift. Im Fall von Typ-1-Diabetes richtet sich das Immunsystem gegen die sogenannten Beta-Zellen der BauchspeicheldrĂŒse, in denen die Insulinproduktion erfolgt. Erst wenn etwa 80 % der Beta-Zellen zerstört worden sind, kommt es bei den Betroffenen zu Symptomen [3].
HĂ€ufig tritt die Krankheit bei Betroffenen bereits im Kindesalter auf. Sie kann aber auch bei zuvor gesunden Erwachsenen auftreten [4]. Genauso gibt es auch zunehmend Kinder, welche an Diabetes mellitus Typ 2 erkranken [5].
2.2. Diabetes Typ 2
Diabetes mellitus Typ 2 ist eine Stoffwechselkrankheit, bei der mehrere Bereiche der Blutzuckerregulation gestört sind. So kommt es unter anderem zu einer unzureichenden InsulinausschĂŒttung der BauchspeicheldrĂŒse sowie einer eingeschrĂ€nkten Insulinwirkung auf die Muskelzellen im Körper â der sogenannten Insulinresistenz. Bei dieser wird trotz vorhandenem Insulin nicht genĂŒgend Glukose aus dem Blut in die Zellen aufgenommen, wodurch der Blutzuckerspiegel steigt. Beide Fehlfunktionen fĂŒhren daher zu erhöhten Blutzuckerwerten und -entgleisungen [6, 7].
Ursache ist ein Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und dem eigenen Lebensstil. Dabei wird das eigene Erkrankungsrisiko nicht durch ein einzelnes Gen, sondern eine Vielzahl an Genen beeinflusst. Zu den gröĂten Risikofaktoren zĂ€hlen [8, 9]:
- steigendes Lebensalter â daher frĂŒher Altersdiabetes genannt,
- Ăbergewicht â vor allem Bauchfett mit erhöhtem Taillenumfang,
- Verwandte ersten Grades, die an Typ-2-Diabetes erkrankt sind,
- bestimmte Ethnien â unter anderem Menschen mit afroamerikanischem, lateinamerikanischem oder asiatischem Hintergrund,
- Bluthochdruck oder eine Störung des Fettstoffwechsels als Vorerkrankung,
- ein polyzystisches Ovarsyndrom als Vorerkrankung.
2.3. Weitere Diabetestypen: Diabetes Typ 3
Es gibt eine Reihe weiterer Diabetestypen, die sich weder Typ 1 noch Typ 2 zuordnen lassen. Meist wird diese Gruppe als âWeitere spezifische Diabetestypenâ oder auch âTyp 3â bezeichnet. Da es sich aber um eine Vielzahl von â in Ursache und Behandlung grundverschiedenen â Diabetestypen handelt, kann der Begriff Diabetes mellitus Typ 3 irrefĂŒhrend sein [10].Â
Unter anderem zĂ€hlen hierzu bestimmte genetische Defekte, andere Erkrankungen der BauchspeicheldrĂŒse sowie Störungen anderer Hormonachsen im Körper wie Cortisol oder Wachstumshormon [11].Â
2.4. Schwangerschaftsdiabetes
Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes mellitus (GDM) genannt, ist eine Sonderform von Diabetes. Hierbei kommt es infolge der Schwangerschaft erstmalig zu einer gestörten Blutzuckerregulation [12]. Dabei sind die Risikofaktoren Àhnlich zum Diabetes mellitus Typ 2 (siehe oben) [13].
In der Mehrzahl der FĂ€lle verschwindet diese Form des Diabetes, sobald die Schwangerschaft vorbei ist. Allerdings haben Frauen fortan ein erhöhtes Risiko fĂŒr sowohl Typ-2-Diabetes als auch einen erneuten Gestationsdiabetes bei weiteren Schwangerschaften [14].
Gut zu wissen: Wenn auch schon vor Beginn der Schwangerschaft ein Diabetes mellitus bestand, spricht man nicht von Schwangerschaftsdiabetes. Solche Schwangerschaften werden automatisch als Risikoschwangerschaft und unter Einbeziehung von Spezialisten behandelt [12].Â
2.5. Verwechslungsgefahr: Diabetes insipidus
Diabetes insipidus ist â anders als der Name vermuten lĂ€sst â ein komplett anderes Krankheitsbild und hat daher nichts mit dem Blutzuckerspiegel oder anderen Diabetestypen zu tun [15].
Stattdessen hĂ€ngt die Erkrankung mit dem sogenannten Antidiuretischen Hormon (ADH) zusammen, welches entweder nicht ausreichend vorhanden ist (Diabetes insipidus centralis) oder nur eingeschrĂ€nkt auf die Nieren wirkt (Diabetes insipidus renalis). Erkrankte sind â auch nachts â von stĂ€ndigem und reichlichem Wasserlassen betroffen [16].
3. Symptome von Diabetes
3.1. Symptome bei Diabetes Typ 1
Diabetes mellitus Typ 1 kann eine Reihe an verschiedenen Anzeichen und Symptomen haben. Diese entstehen als Folge eines deutlich erhöhten Blutzuckerspiegels bei mangelhafter Insulinproduktion (siehe 2.1). HĂ€ufig treten die Symptome zum ersten Mal in jungem Alter nach einer ĂŒberstandenen Virusinfektion auf. Dabei scheint das Virus eine Ăberreaktion des Immunsystems auszulösen [1].
Zu den hÀufigsten Anzeichen und Symptomen von Diabetes mellitus Typ 1 zÀhlen [17, 18]:
- hÀufiges Wasserlassen,
- vermehrtes DurstgefĂŒhl,
- vermehrter Hunger,
- MĂŒdigkeit, Abgeschlagenheit oder allgemeines SchwĂ€chegefĂŒhl,
- Ăbelkeit,
- verschwommenes Sehen.
Der stark erhöhte Blutzuckerspiegel fĂŒhrt unter anderem zu einer vermehrten Ausscheidung in den Nieren. HĂ€ufiges Wasserlassen in Kombination mit einem vermehrten DurstgefĂŒhl ist daher die Folge. Durch das fehlende Insulin werden eher abbauende StoffwechselvorgĂ€nge im Körper abgerufen, was das SchwĂ€chegefĂŒhl begĂŒnstigen kann. Das verschwommene Sehen entsteht durch eine Blutzucker-bedingte Schwellung der Linse im Auge [17].
Das erstmalige Auftreten von Diabetes mellitus Typ 1 kann sehr abrupt verlaufen. Es kann zu einem sogenannten diabetischen Koma (Coma diabeticum) kommen. Hierbei können neben den genannten Symptomen auĂerdem BewusstseinseinschrĂ€nkungen, Bauchschmerzen, Erbrechen, ĂŒbel riechender Mundgeruch oder eine vertiefte Atmung auftreten [19].
Im Verlauf der Erkrankung können weitere Symptome hinzukommen. Hierzu zÀhlen [17, 18, 20]:
- MuskelschwÀche und -krÀmpfe,
- Juckreiz,
- Gewichtsverlust â trotz normalem oder sogar gesteigertem Appetit,
- anhaltende Magen-Darm-Beschwerden,
- AnfĂ€lligkeit fĂŒr Infekte,
- Auftreten eines Hautpilzes.
Diese und weitere Krankheitsfolgen (siehe 6.1.) hĂ€ngen jedoch maĂgeblich davon ab, wie gut die Erkrankung ab Diagnosestellung behandelt wird [17].
3.2. Symptome bei Diabetes Typ 2
Beim Diabetes mellitus Typ 2 treten die Symptome oft schleichender als beim Typ 1 auf. Zudem sind ĂŒberwiegend Ă€ltere Menschen betroffen. In vielen FĂ€llen wird die Erkrankung erst spĂ€t und dann teils zufĂ€llig durch die HausĂ€rztin oder den Hausarzt festgestellt. Auch können die körperlichen Anzeichen bei Krankheitsbeginn â im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes â zunĂ€chst durch zu niedrige Blutzuckerwerte hervorgerufen werden. Denn zu Beginn der Erkrankung steht oft eher eine Fehlsteuerung des Insulinstoffwechsels anstatt eines absoluten Mangels im Vordergrund (siehe 2.2.) [21].
Zu den hĂ€ufigsten Anzeichen und Symptomen von Diabetes mellitus Typ 2 zĂ€hlen [20, 22]:Â
- hÀufiges Wasserlassen,
- vermehrtes DurstgefĂŒhl,
- vermehrter Hunger,
- Gewichtsverlust â trotz normalem oder sogar gesteigertem Appetit,
- Missempfindungen wie Kribbeln oder Brennen der Beine,
- Pilzinfektionen der Haut,
- MĂŒdigkeit oder Leistungsminderung,
- WadenkrÀmpfe,
- verschwommenes Sehen.
Symptome können jedoch auch lange unbemerkt bleiben oder bei milden VerlÀufen zunÀchst ganz fehlen. Je nachdem, wie lange die Erkrankung schon besteht und wie gut sie behandelt wird, können zudem zahlreiche weitere Krankheitsfolgen (siehe 6.2.) hinzukommen [22].
4. Diagnose von Diabetes
Die Diagnose eines Diabetes mellitus wird von einer Ărztin oder einem Arzt gestellt und erfordert einen Labortest. Zwar können die Symptome charakteristisch sein (siehe 3.) und so bereits einen starken Verdacht wecken. Dennoch wird ein auffĂ€lliges Testergebnis benötigt, um die Diagnose eines Diabetes mellitus zu sichern [23, 24, 25].
Zur Diagnose eines Diabetes muss einer der folgenden Nachweise vorliegen [11, 23]:
- ein erhöhter âNĂŒchternblutzuckerâ â damit sind erhöhte Blutzuckerwerte gemeint, nachdem die Person acht Stunden nichts gegessen hat
- ein erhöhter âHbA1c-Wertâ â dieser Labormarker gibt RĂŒckschlĂŒsse ĂŒber den Blutzuckerspiegel der letzten ein bis drei Monate
- ein erhöhter â2-h-Wert des Oralen Glukosetoleranztestsâ â ein Test fĂŒr unklare FĂ€lle, bei denen die Person eine Glukoselösung trinken muss und zwei Stunden spĂ€ter der Anstieg vom Blutzucker bestimmt wird
Je nach Land, diagnostischen Möglichkeiten und sonstigem Gesundheitszustand des Betroffenen können die Testungen jedoch unterschiedlich umfangreich ausfallen. Auch können verschiedene Diabetes-Typen weitere Untersuchungen erfordern [23].
Weitere Untersuchungen bei Diabetes können beinhalten [23, 24, 25, 26]:
- Urinuntersuchungen â Das sogenannte Albumin ist ein Protein, das im Urin bestimmt werden kann und dessen Menge RĂŒckschlĂŒsse ĂŒber Diabetesfolgen wie NierenschĂ€digungen (siehe 7.) ermöglicht.
- Bestimmung der Nierenwerte â Im Blut können Marker wie Kreatinin und die sogenannte glomerulĂ€re Filtrationsrate (GFR) bestimmt werden, welche bei fortgeschrittener Erkrankung auf eine eingeschrĂ€nkte Nierenfunktion hinweisen.
- Bestimmung der Blutfette â VerĂ€nderungen der Blutfette können sowohl bei Erkrankungsbeginn von Typ-1-Diabetikern, als auch bei Typ-2-Diabetikern mit einer chronischen Fettstoffwechselstörung erhöht sein.
- Gendiagnostik â Sollte kein Typ-1- oder Typ-2-Diabetes vorliegen und stattdessen ein Verdacht auf einen bestimmten genetischen Defekt (siehe 2.3.) bestehen, kann die gezielte Analyse von einzelnen Genen sinnvoll sein.
- Antikörpertests â Sollte unklar sein, ob ein Diabetes mellitus Typ 1 oder 2 vorliegt, kann die Bestimmung von Antikörpern (meist GAD-AK und IA-2-AK) sinnvoll sein.
- Bestimmung des C-Peptids â Das C-Peptid ist Teil einer Insulinvorstufe und wird spĂ€ter abgespalten. Da bei Typ-1-Diabetes ein absoluter Mangel an Insulin besteht, ist hier auch das C-Peptid erniedrigt.
Bei Kindern ist eine korrekte Unterscheidung zwischen Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 wichtig, da es heutzutage auch zunehmend Kinder mit Typ-2-Diabetes gibt und sich die Behandlung beider Typen unterscheidet (siehe 5.) [24].
5. Behandlung von Diabetes
5.1. Unterschiede in der Behandlung von Diabetes Typ 1 und Typ 2
Es bestehen wesentliche Unterschiede in der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2. Da Typ-1-Diabetiker nicht ausreichend eigenes Insulin produzieren (siehe 2.1), benötigen Betroffene stets eine Therapie mit Insulin. Dies ist dagegen beim Typ-2-Diabetes nur in fortgeschrittenen Krankheitsstadien nötig, wenn andere MaĂnahmen ohne Erfolg geblieben sind [27].
Durch den starken Einfluss des eigenen Lebensstils auf Entstehung und Verlauf der Erkrankung spielen VerhaltensĂ€nderungen bei ErnĂ€hrung und Bewegung fĂŒr Typ-2-Diabetiker eine groĂe Rolle. Zudem gibt es eine Reihe an Medikamenten â die sogenannten oralen Antidiabetika â, die beim Diabetes mellitus Typ 2 im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes eingesetzt werden können [27].
5.2. Behandlung von Diabetes Typ 1
Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 sind ihr Leben lang auf eine Behandlung mit Insulin angewiesen. Nach erstmaligem Auftreten von Krankheitszeichen beginnt fĂŒr manche Betroffene eine vorĂŒbergehende Phase mit wenig oder keinem Insulinbedarf. Mit der Zeit sind jedoch tĂ€gliche Insulingaben nötig [28, 29, 30].
Es gibt diverse Behandlungsschemata und Insulintypen, die unterschiedliche VorzĂŒge fĂŒr verschiedene Personen mit sich bringen und daher in verschiedenen Kombinationen eingesetzt werden. Die Wirkdauer unterschiedlicher Insulintypen kann dabei deutlich variieren und fĂŒr verschiedene Ziele geeignet sein [27, 28, 30].
Bei der konventionellen Insulintherapie gibt es ein relativ starres Spritzschema mit festgelegten morgend- und abendlichen Insulindosierungen. Zwar ist hier die DurchfĂŒhrung recht simpel, dafĂŒr setzt diese Vorgehensweise einen festen ErnĂ€hrungsplan voraus. Gerade fĂŒr junge Patient:innen und speziell fĂŒr Typ-1-Diabetiker:innen ist diese Vorgehensweise wenig empfehlenswert. Dagegen werden bei der intensivierten Insulintherapie neben einem langwirksamen Insulin noch kĂŒrzer wirkende Insuline abhĂ€ngig von Mahlzeit, Tageszeit und Blutzuckerwerten gespritzt. Dem gröĂeren Aufwand steht hier eine deutlich feinere Blutzuckereinstellung gegenĂŒber [27, 28, 29, 30].
Eine Insulinpumpe, die kontinuierlich Insulin in das Unterhautfettgewebe der Betroffenen abgibt, ist ebenfalls eine Therapieoption, die mit einem Arzt oder einer Ărztin thematisiert werden sollte [27, 28].
5.3. Behandlung von Diabetes Typ 2
Die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 erfolgt ĂŒblicherweise nach einem Stufenschema, bei dem â im Gegensatz zu Typ-1-Diabetes â Insulin erst in fortgeschrittenen Krankheitsstadien vorgesehen ist. MaĂgeblich fĂŒr alle Stufen der Behandlung ist eine aktive LebensfĂŒhrung aus ausgewogener ErnĂ€hrung und reichlich Bewegung [27, 31, 32, 33].
Das Stufenschema zur Behandlung von Typ-2-Diabetes besteht aus [27, 31, 32, 33]:
- Basistherapie â Diese MaĂnahmen zielen auf den Lebensalltag der Betroffenen ab und beinhalten eine Gewichtsreduktion bei Ăbergewicht, ausreichend körperliche AktivitĂ€t sowie eine ausgewogene ErnĂ€hrung.
- Monotherapie â Hier kommt zusĂ€tzlich zur Basistherapie ein sogenanntes orales Antidiabetikum zum Einsatz, das tĂ€glich als Tablette eingenommen wird. Meist handelt es sich dabei um das PrĂ€parat Metformin.
- Kombinationstherapie â Diese Stufe beinhaltet meist Metformin, welches dann mit einem weiteren oralen Antidiabetikum oder Insulin kombiniert wird.
Intensivierte Insulintherapie â Ein langwirksames Insulin wird zusammen mit kĂŒrzer wirkenden Insulinen abhĂ€ngig von Mahlzeit, Tageszeit und Blutzuckerwerten gespritzt.
Jede Stufe sollte fĂŒr mindestens drei bis sechs Monate probiert und anschlieĂend anhand des HbA1c-Wertes (siehe 4) beurteilt werden. Erst bei Ausbleiben einer zufriedenstellenden Blutzuckerbesserung sollte zur nĂ€chsten Stufe ĂŒbergegangen werden [27, 31, 32].
Es ist fĂŒr alle Diabetiker wichtig, die Bestandteile der Basistherapie auch bei höheren Stufen beizubehalten. Reichlich körperliche AktivitĂ€t senkt nicht nur effektiv den Blutzuckerspiegel, sondern erhöht auch nachweislich die Wirkung von Insulin [27, 31, 32, 34].
Hinsichtlich der ErnĂ€hrung sind ein paar Grundpfeiler zu berĂŒcksichtigen, die allerdings fĂŒr alle Menschen â unabhĂ€ngig von Diabetes als Erkrankung â medizinisch empfehlenswert sind [27].
Die Grundpfeiler einer ausgewogenen ErnÀhrung bei Diabetes mellitus Typ 2 beinhalten [27, 31]:
- Die tĂ€gliche Kalorienzufuhr mit der Nahrung sollte den tĂ€glichen Bedarf nicht ĂŒberschreiten.
- Die ErnĂ€hrung sollte etwa zur guten HĂ€lfte aus Kohlenhydraten, zu einem Viertel aus Fetten und zu einem FĂŒnftel aus EiweiĂen bestehen.
- Kurzkettige Zucker, die sich in SĂŒĂigkeiten, Softdrinks und vielen Fertigprodukten befinden, sollten so gut wie möglich gemieden werden.
- Industrielle Fertigprodukte sollten â auch wenn sie als âDiabetesnahrungâ oder âDiabetes-DiĂ€tâ beschriftet sind â gemieden werden.
- Die ErnĂ€hrung sollte zudem möglichst reich an Ballaststoffen sein, die sich unter anderem in GemĂŒse, Haferflocken oder Vollkornbrot finden.
- Sofern Alkohol konsumiert wird, ist darauf zu achten, zusÀtzlich Kohlenhydrate zu verzehren. So können bedrohlich niedrige Blutzuckerwerte vermieden werden.
Letztendlich sollten die genauen MaĂnahmen in RĂŒcksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen [27].
6. Der typische Verlauf von Diabetes
6.1. Verlauf von Diabetes Typ 1
Der Krankheitsverlauf bei Diabetes mellitus Typ 1 hĂ€ngt stark von der Motivation der Betroffenen und der daraus entstehenden QualitĂ€t der Blutzuckereinstellung ab. Bei guter AufklĂ€rung ĂŒber die Erkrankung und ĂŒber die optimale Behandlung des Typ-1-Diabetes können die meisten Betroffenen mit einer hohen Lebenserwartung und guten LebensqualitĂ€t rechnen [35, 36, 37].
Bei Typ-1-Diabetikern, die ihre Behandlung vernachlÀssigen, ist jedoch mit schweren Krankheitsfolgen zu rechnen (siehe 7.) [35].
6.2. Verlauf von Diabetes Typ 2
Der Krankheitsverlauf bei Diabetes mellitus Typ 2 hÀngt stark vom Verhalten der Betroffenen selbst ab. Neben einer gezielten Anpassung der medikamentösen Therapie an den aktuellen Stand der Erkrankung kommt dabei vor allem dem eigenen Lebensstil eine entscheidende Rolle zu: So haben Gewichtsnormalisierung, eine gesunde ErnÀhrung und ausreichend körperliche Bewegung eine stark positive Auswirkung auf den Verlauf und können schwere Krankheitsfolgen hinauszögern oder sogar ganz verhindern (siehe 7.) [35, 38].
7. Folgen von Diabetes
Bei ungenĂŒgender Behandlung können bei Diabetes mellitus zahlreiche Krankheitsfolgen und Komplikationen auftreten. Dies betrifft alle Typen von Diabetes.
Zu den möglichen Folgen und Komplikationen von Diabetes mellitus zĂ€hlen unter anderem [39, 40, 41, 42]:Â
- schwere HyperglykĂ€mien bis Koma â Unerkannt oder ungenĂŒgend behandelt kann es zu extrem hohen Blutzuckerwerten bis hin zum Koma mit Bewusstseinsverlust kommen.
- lebensbedrohliche HypoglykĂ€mien â Bei einer im VerhĂ€ltnis zur Nahrungsaufnahme zu hohen Insulintherapie kann es zu extrem niedrigen Blutzuckerwerten kommen.
- Diabetische Makroangiopathien â Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können zu einer SchĂ€digung der groĂen BlutgefĂ€Ăe mit Herzinfarkt, Schlaganfall oder Beinarterienverschluss fĂŒhren.
- Diabetische Mikroangiopathien â Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können zu einer SchĂ€digung der kleinen BlutgefĂ€Ăe mit schĂ€dlichen Folgen fĂŒr die Nieren, Augen und Nerven fĂŒhren.
- Erhöhte InfektanfĂ€lligkeit â Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können das Immunsystem schwĂ€chen und Betroffene anfĂ€lliger fĂŒr Infektionserkrankungen machen.
Wundheilungsstörungen â Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte können die FĂ€higkeit des Körpers zur Wundheilung schwĂ€chen.