Der neue Impfstoff gegen die Variante Omikron BA.5
Die Omikron-Variante (auch âB.1.1.529â genannt) wurde bereits am 26.11.2021 von der WHO zur besorgniserregenden Virusvariante erklĂ€rt. Initial wurde sie in SĂŒdafrika nachgewiesen, breitete sich jedoch aufgrund von Ăbertragungsvorteilen schnell weltweit aus [1].
Besonders an Omikron ist, dass es sich im Vergleich zum ursprĂŒnglichen SARS-CoV-2-Virus an gleich 50 sogenannten AminosĂ€uren verĂ€ndert hat. Die Ănderungen gehen einher mit einer entsprechend abgewandelten OberflĂ€chenstruktur sowie FunktionalitĂ€t [1].
Mit der Zeit haben sich dann wiederum mehrere Omikron-Sublinien herausgebildet. Hierzu zĂ€hlen die Sublinien BA.1 bis 5, welche global teils unterschiedlich stark verbreitet waren und sich mit der Zeit gegenseitig verdrĂ€ngten [1].Â
In Deutschland ist seit Mitte Juni 2022 die Omikron-Linie BA.5 dominierend und hat andere Virusvarianten fast vollstÀndig verdrÀngt. Anfang Oktober lag der BA.5-Anteil bei knapp 96 %, BA.2 und 4 kamen dagegen nur auf jeweils 2 % [2].
Sich mit dem Coronavirus anzustecken, bedeutete zuletzt also vor allem, sich mit der Sublinie BA.5 zu infizieren [2].
Da die ersten Corona-Impfstoffe auf Grundlage des ursprĂŒnglichen Virus-Wildtyps entwickelt wurden, bestand hier somit Nachholbedarf. SchlieĂlich wollte man den aufgetretenen VirusverĂ€nderungen weiterhin gerecht werden und so auch kĂŒnftig eine signifikante Impfwirkung erzielen [3].Â
Im September 2022 war es dann soweit: Erste an die Omikron-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 angepasste mRNA-Impfstoffe von BioNTech und Moderna wurden offiziell genehmigt [3].
Da es sich hierbei lediglich um Variationen bereits zugelassener Impfstoffe â nĂ€mlich âComirnatyÂźâ und âSpikevaxÂźâ handelte, war keine gĂ€nzlich neue Zulassung von Nöten [3].Â
So sind die mRNA-Menge sowie alle anderen Bestandteile (verglichen mit den Ursprungsimpfstoffen) gleich geblieben. Angepasst wurde ausschlieĂlich die Zusammensetzung der mRNA [3]:Â
GewissermaĂen werden hier nun âzwei Fliegen mit einer Klatscheâ geschlagen. Denn die neuen Impfstoffvarianten enthalten sowohl die mRNA der Ursprungsvariante des Coronavirus als auch die mRNA der Omikron-Variante [3].Â
Da es sich bei der dominanten Omikron-Variante zunĂ€chst um BA.1 handelte, wurde diese auch in den angepassten Impfstoffen berĂŒcksichtigt: âComirnaty Original/Omicron BA.1â bzw. âSpikevax Bivalent Original/Omicron BA.1â [3].
Weil nun die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 dominant geworden sind, wurden diese mittlerweile auch in den angepassten Corona-Impfstoffen berĂŒcksichtigt: âComirnaty Original/Omicron BA.4-5â. SchlieĂlich sind weitere Anpassungen unkompliziert und folgen stets demselben Prinzip [3].
Die angepassten Corona-Impfstoffe werden nun als âbivalentâ bezeichnet, da sie â im Gegensatz zu den ursprĂŒnglichen Impfstoffen â nun zwei unterschiedliche mRNAs enthalten. Zuvor sprach man dementsprechend nur von âmonovalentenâ Impfstoffen [3].
Insgesamt entsprechen die angepassten Impfstoffe also den aktuell zirkulierenden Varianten von SARS-CoV-2 deutlich besser, ohne dabei Nachteile gegenĂŒber ihren VorgĂ€ngern aufzuweisen [3].
Nebenwirkungen
Alle in Deutschland zugelassenen Corona-Impfstoffe wurden zuvor ausgiebig in hochwertigen Impfstudien untersucht.
Speziell fĂŒr den angepassten BA.1-Impfstoff wurden Wirkung und VertrĂ€glichkeit darĂŒber hinaus an mehreren tausend Proband:innen getestet. Bei der spĂ€teren Anpassung vom BA.1-Impfstoff zum BA.4/5-Impfstoff wurde zudem die deutlich verbesserte Wirksamkeit bei der Antikörperbildung in Tierversuchsreihen bestĂ€tigt [3].Â
Bei Letzterem blieb â wie oben erklĂ€rt â die ĂŒbrige Impfstoff-Zusammensetzung unverĂ€ndert [3].
Diese Art des Vorgehens ermöglicht zum Einen ein deutlich schnelleres Reagieren auf neue Virusvarianten und ist zum Anderen dennoch als bewĂ€hrt anzusehen. SchlieĂlich passiert Ăhnliches Jahr fĂŒr Jahr bei der Anpassung der Grippe-Impfstoffe [3].Â
So kann die Bevölkerung effektiv vor neuen Virusvarianten geschĂŒtzt werden. Die Nebenwirkungen der angepassten Impfstoffe bleiben dabei weitestgehend unverĂ€ndert.
Wirkt der neue Impfstoff bei Long Covid?
Zu den hĂ€ufigsten anhaltenden Symptomen nach einer Corona-Infektion gehören MĂŒdigkeit, GedĂ€chtnisprobleme, Atemnot, Brustschmerzen, Husten und kognitive Defizite [4].Â
Allerdings gibt es speziell fĂŒr die Omikron-Variante noch keine wesentlichen neuen Erkenntnisse, die ĂŒber das Wissen zu Long Covid nach Infektionen mit den bisherigen Coronavirus-Varianten hinausgehen.
Dennoch scheint eine rechtzeitig durchgefĂŒhrte Auffrischimpfung laut Studien ĂŒberaus ratsam zu sein [5]:Â
So haben Personen mit Auffrischimpfung einen insgesamt höheren Omikron-Impfschutz. Sie neigen also bei einer Omikron-Infektion generell weniger dazu, Symptome zu entwickeln. Viel bedeutender ist die Rolle der Auffrischimpfung jedoch mit Blick auf schwere KrankheitsverlÀufe [5].
Die dritte Impfdosis fĂŒhrte nĂ€mlich in Studien zu einer signifikanten und ĂŒber 10 Wochen anhaltenden Risikoreduktion wegen einer Omikron-Infektion ins Krankenhaus zu mĂŒssen. Lag die Impfeffektiv in dieser Hinsicht bei Zweifach-Geimpften nur bei 64 %, stieg sie bei Dreifach-Geimpften auf 92 % [5].
Ăhnliches ist fĂŒr weitere Auffrischimpfungen mit angepassten Impfstoffen zu erwarten. Impfen lohnt also weiterhin. Das Long Covid so ebenfalls seltener wird, erscheint zumindest wissenschaftlich plausibel.
Vierte Corona-Impfung â das sagt die STIKO
Womit sollte man sich impfen lassen?
Dank der Entwicklung von an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffen konnte das Robert Koch-Institut Letztere in ihren aktuellen Impfempfehlungen nun berĂŒcksichtigen [6, 7].
Stand 26.10.2022 bedeutet dies konkret Folgendes [8]:
âDie STIKO empfiehlt, fĂŒr alle Auffrischimpfungen ab 12 Jahren vorzugsweise einen Omikron-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoff einzusetzen. Dies gilt sowohl fĂŒr die BA.1- als auch die BA.4/5-adaptierten Impfstoffe, da beide im Vergleich zu den bisherigen monovalenten mRNA-Impfstoffen eine verbesserte Antikörperantwort gegenĂŒber verschiedenen Omikron-Varianten auslösen und gegenĂŒber dem Wildtyp-Virus eine gleichbleibend gute Antikörperantwort erzielen.â
FĂŒr die Grundimmunisierung werden also weiterhin die ursprĂŒnglichen Corona-Impfstoffe eingesetzt. Die neuen, angepassten PrĂ€parate kommen also nur zur Auffrischimpfung zum Einsatz [8].
FĂŒr wen ist die vierte Corona-Impfung sinnvoll?
Dementsprechend ist eine Auffrischimpfung mit einem Omikron-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoff laut STIKO fĂŒr alle Personen ab 12 Jahren ratsam [8]. Â
FĂŒr 12 bis einschlieĂlich 29-JĂ€hrige kann hierbei âComirnaty Original/Omicron BA.1â oder âComirnaty Original/Omicron BA.4/BA.5â verwendet werden [8].Â
FĂŒr Personen ab 30 Jahren kann alternativ ebenfalls mit âSpikevax bivalent Original /Omicron BA.1â geimpft werden [8].
Sofern bei 5- bis 11-JĂ€hrigen eine Auffrisch-Impf-Indikation vorliegt, sollten hierfĂŒr laut STIKO weiterhin die fĂŒr diese Altersgruppe empfohlenen und zugelassenen monovalenten Wildtyp-Impfstoffe verwendet werden [8].
Personen, die seit der Omikronwelle noch keine Corona-Infektion durchgemacht haben, können laut STIKO besonders von einer Auffrischimpfung mit einem angepassten Corona-Impfstoff profitieren [8].
Ansonsten sind jedoch gesunde Personen, die in Vergangenheit bereits drei Impfstoffdosen erhalten haben, tendenziell weiterhin gut vor schweren COVID-19-VerlĂ€ufen geschĂŒtzt. Eine weitere Auffrischimpfung wird dieser Gruppe daher aktuell nicht empfohlen [8].
Vierte Impfung ab 60
Anders sieht es bei Personen ab 60 Jahren aus. FĂŒr diese Gruppe wird ausdrĂŒcklich zu einer zweiten Auffrischimpfung â also einem zweiten Booster â geraten. Dies gilt insbesondere fĂŒr Hochbetagte [8].
Die behandelnden Ărzt:innen können in einem GesprĂ€ch individuell und auf Grundlage von aktuellem Gesundheitszustand ĂŒber die Sinnhaftigkeit der Impfung beraten [8].Â
Vierte Impfung fĂŒr Personen mit Vorerkrankungen
Genauso verhĂ€lt es sich bei besonders gefĂ€hrdeten Personengruppen. Hierzu zĂ€hlen â neben den eben erwĂ€hnten Hochbetagten â insbesondere pflegebedĂŒrftige Menschen sowie Menschen mit ImmunschwĂ€che [8].
Einen genaueren Ăberblick bietet diese Auflistung [9-10]:
- Personen im Alter ab 18 Jahren mit Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko fĂŒr schwere COVID-19-VerlĂ€ufe haben, z.B.:
- Angeborene oder erworbene Immundefizienz bzw. Immunsuppression (z.B. HIV-Infektion, Z.n. Organtransplantation mit immunsuppressiver Therapie)
- Autoimmunerkrankungen, inkl. rheumatologische Erkrankungen
- Chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Chronische Krankheiten der Atmungsorgane
- Chronische Lebererkrankungen, inkl. Leberzirrhose
- Chronische Nierenerkrankungen
- Chronisch-entzĂŒndliche Darmerkrankungen
- Chronische neurologische Erkrankungen
- Demenz oder geistige Behinderung
- Psychiatrische Erkrankungen
- Stoffwechselerkrankungen, inkl. Adipositas mit Body Mass Index (BMI) >30 kg/m2 und Diabetes mellitus
- Trisomie 21
- Krebserkrankungen unter immunsuppressiver, antineoplastischer Therapie
- Frauen im gebÀrfÀhigen Alter, noch ungeimpfte Schwangere ab dem 2.Trimenon sowie noch ungeimpfte Stillende
- Kinder und Jugendliche im Alter von 5 â 17 Jahren mit Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko fĂŒr schwere COVID-19-VerlĂ€ufe haben:
- Adipositas (>97. Perzentile des BMI)
- Angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante Immunsuppression
- Angeborene zyanotische Herzfehler (O2-RuhesÀttigung <80 %) und Einkammerherzen nach Fontan-Operation
- Chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden EinschrĂ€nkung der Lungenfunktion unterhalb der 5. Perzentile, definiert als z-Score-Wert < â1,64 fĂŒr die forcierte EinsekundenkapazitĂ€t (FEV1) oder VitalkapazitĂ€t (FVC).
- Schweres oder unkontrolliertes Asthma bronchiale
- Chronische Nierenerkrankungen
- Chronische neurologische oder neuromuskulÀre Erkrankungen
- Diabetes mellitus, wenn nicht gut eingestellt bzw. mit HbA1cWert >9,0 %
- Schwere Herzinsuffizienz
- Schwere pulmonale Hypertonie
- Syndromale Erkrankungen mit schwerer BeeintrÀchtigung
- Trisomie 21
- Tumorerkrankungen und maligne hÀmatologische Erkrankungen
Hier ist eine weitere Auffrischimpfung â je nach Alter mit einem angepassten Corona-Impfstoff â sinnvoll und sollte mit den behandelnden Ărzt:innen zeitnah besprochen werden [8].
Vierte Impfung fĂŒr bestimmte Berufsgruppen
Ebenfalls ist eine weitere Auffrischimpfung mit einem angepassten Corona-Impfstoff fĂŒr bestimmte Berufsgruppen sinnvoll. Hierzu zĂ€hlen [8-10]:
- Personal mit erhöhtem Expositionsrisiko in medizinischen Einrichtungen
- Personal mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen in medizinischen Einrichtungen
- Pflegepersonal und andere TÀtige in der ambulanten und stationÀren Altenpflege oder Versorgung von Personen mit Demenz oder geistiger Behinderung
- TĂ€tige in GemeinschaftsunterkĂŒnften
- Medizinisches Personal im Ăffentlichen Gesundheitsdienst (ĂGD)
- Lehrer:innen und Erzieher:innen
- BeschÀftigte im Einzelhandel
- BeschÀftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit
- Personal in SchlĂŒsselpositionen der Landes- und Bundesregierungen
- Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur
Wann sollte man sich impfen lassen?
Wann sollte man sich impfen lassen? (H3)FĂŒr die oben genannten Gruppen sollte das Ă€rztliche BeratungsgesprĂ€ch möglichst zeitnah wahrgenommen werden, sodass die Auffrischimpfung bei entsprechender Indikation möglichst bald durchgefĂŒhrt werden kann [8].
Wo kann man sich ein viertes Mal impfen lassen?
Auffrischimpfungen können sowohl bei den behandelnden HausĂ€rzt:innen als auch in zertifizierten Impfzentren durchgefĂŒhrt werden [6-8].
Impfung eintragen und digitalisieren
Wie bei allen anderen Impfungen auch ist es wichtig, nach erfolgter Impfung das Ganze im Impfpass zu dokumentieren. Alle wichtigen Infos diesbezĂŒglich finden Sie auf unserer Seite zum Corona Impfpass.Â
Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.