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Schwangerschaftsdiabetes & Depressionen - Schwangerschaft mit Tücken

Wie Schwangerschaftsdiabetes und Depressionen zusammenhängen

Warum frühes Erkennen das A und O ist

Eine Schwangerschaft hat Auswirkungen auf nahezu jede Körperfunktion. Das Herz schlägt schneller. Die Atmung wird flacher. All das ist völlig normal. Allerdings kann der Körper durch die neue Belastung auch an seine Grenzen stoßen. So können selbst Frauen, die nie damit zu tun hatten, plötzlich von erhöhten Blutzuckerwerten oder depressiven Symptomen betroffen sein [1-3]. 

Beide haben gemeinsam, dass sie schnell übersehen werden, jedoch ernst zu nehmende Folgen haben können. Und mehr noch: Zwischen ihnen kann ein Zusammenhang bestehen. Aber eins nach dem anderen [2-4].

Schwangerschaftsdiabetes zuvorkommen (H3)

Von Schwangerschaftsdiabetes ist mehr als jede zehnte Frau in Deutschland betroffen. Es handelt sich also keineswegs um ein Nischenthema. Im Gegensatz zu anderen Formen von Diabetes tritt die Blutzuckerstörung beim Schwangerschaftsdiabetes – wie der Name schon andeutet – erstmalig während der Schwangerschaft auf [2, 5, 6].  


Da jede Form von Diabetes unbehandelt mit zahlreichen Gesundheitsfolgen einhergehen kann, ist es wichtig, den hohen Blutzucker von Anfang an effektiv zu behandeln. Dies gilt auch für Schwangerschaftsdiabetes. Bei Schwangeren kommt jedoch noch hinzu, dass die Erkrankung unbehandelt sowohl kurz- als auch langfristige Folgen fürs Kind haben kann [2, 7]:

Auflistung der möglichen Folgen von Schwangerschaftsdiabetes für Kinder
Auflistung von Komplikationen durch Schwangerschaftsdiabetes für Kinder

Doch glücklicherweise muss all das nicht sein. Hierbei kommt dem Screening eine herausragende Bedeutung zu. Daher ist in Deutschland zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ein Zuckerbelastungstest als Teil der Vorsorgeuntersuchungen vorgesehen. Hier finden Sie zusätzlich Informationen darüber, was ab der 30. Schwangerschaftswoche zu beachten ist. Bei Frauen mit erhöhtem Diabetesrisiko sollte die zuständige Frauenärztin zudem schon zu Beginn der Schwangerschaft wichtige Tests in die Wege leiten [8].

Depressionen in der Schwangerschaft sind häufig

Ähnlich verhält es sich mit Depressionen. Etwa jede zehnte Schwangere ist während ihrer Schwangerschaft depressiv. Noch etwas mehr sind es unmittelbar nach ihrer Schwangerschaft. Zumal die Dunkelziffer – also die Zahl an nicht bemerkten Fällen – wohl noch deutlich darüber liegt [3].

Denn ähnlich wie beim Schwangerschaftsdiabetes kann man sich nicht auf eindeutige Symptome verlassen. Eine Depression kann mit gedrückter Stimmung, Interessenverlust oder Antriebsverlust einhergehen. Aber keines dieser Symptome ist Pflicht. Doch damit nicht genug:

Menschen mit Depression können sowohl vermehrt, als auch vermindert schlafen. Sie können besonders großen oder auch gar keinen Appetit haben. Manche bewegen sich kaum noch, während andere nicht mehr still sitzen können. All das macht die Erkrankung so trügerisch [9].

Nur weil man jemanden kennt, der mal depressiv war, heißt das also keineswegs, dass ein anderer Mensch mit Depressionen dieser Person ähneln müsste. Und auch bei den möglichen Auslösern sind Depressionen ein „bunter Blumenstrauß”. Speziell in der Schwangerschaft kommen hierbei zahlreiche körperliche, hormonelle und soziale Faktoren zusammen [3].

Schwangerschaft und Geburt eines Kindes sind für die meisten Mütter überaus positive Ereignisse. Dies sollte jedoch nicht über den damit einhergehenden Stress hinwegtäuschen. Schließlich ändern sich Sozialleben und die eigene Rolle darin nachhaltig. Den großen Effekt dieser „Life Events” konnten übrigens die beiden Psychiater Thomas Holmes und Richard Rahe bereits 1967 nachweisen [3, 10].  

Und auch die Hormone können ihren Teil zur Krankheitsentstehung beitragen. Zu kaum einem anderen Zeitpunkt stellt sich der Hormonhaushalt bei Frauen so drastisch um wie vor, während und nach einer Schwangerschaft. Körperliche Beschwerden, die mit Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett einhergehen, können ebenfalls eine wichtige Rolle spielen [3].

Das gilt auch für Schwangerschaftsdiabetes. Zwar ist noch unklar, was die genaue Ursache ist. Doch konnten Wissenschaftler zeigen, dass Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes ein deutlich erhöhtes Risiko haben, eine Depression zu entwickeln. Daher ist gerade bei diesen Schwangeren besonders wichtig, gezielt nach dem seelischen Wohlbefinden zu fragen [4, 8, 11].

Zehn Fragen gelten dabei als besonders wegweisend. Also werfen wir einen Blick [8, 12].

Mit einfachen Fragen Klarheit kriegen

All diese Fragen geben einen guten ersten Eindruck über den Gemütszustand einer Person. Sie beziehen sich auf die letzten 7 Tage – also nicht auf „jetzt gerade” oder „nur heute”. Umso mehr Fragen mit „ja” beantwortet werden, desto dringlicher sollten Betroffene ein klärendes Gespräch mit einem Arzt oder Psychotherapeuten suchen [12].

1. Wie oft konnten Sie – im Vergleich zu früher – lachen und das Leben von der heiteren Seite sehen? Der Vergleich zu früher kann ein guter Bezugspunkt sein, um den eigenen Gefühlszustand einzuordnen. Sich an anderen Menschen zu orientieren, hilft dagegen meist nur wenig und kann verunsichern [12]. 

2. Gab es vieles – im Vergleich zu früher –, auf das Sie sich freuen? Natürlich kann es nicht nur schöne Tage geben. Umso hilfreicher ist es, nachzuhaken, ob es Lichtblicke gibt, auf die sich die Betroffene auch an schlechten Tagen freuen [12].

3. Haben Sie sich unberechtigterweise schuldig gefühlt, wenn etwas danebenging? Menschen mit Depression geben sich häufig die Schuld für Dinge, für die sie mit Abstand betrachtet gar nicht verantwortlich sind. Damit bürden Sie sich unnötigen Ballast auf und verharren in negativen Gedankenschleifen. Umso wichtiger ist es, diese Frage zu stellen [12].

4. Waren Sie ängstlich und machten sich unnötige Sorgen? Vermehrte Ängstlichkeit und Depressionen gehen oft Hand in Hand. Wenn man genauer hinschaut, wirken viele der Sorgen „allgegenwärtig”, also gar nicht auf ein konkret lösbares Problem beschränkt. Auch werden Probleme häufig als unveränderlich angesehen [12, 13]. 

5. Fühlten Sie sich verängstigt und wurde Sie ohne wirklichen Grund panisch? Das Angstgefühl kann diffus und wechselnd sein. Es kann jedoch auch regelrecht in Panikattacken mit körperlichen Symptomen wie Schwitzen, Herzrasen und Atemnot übergehen [12]. 

6. Ist Ihnen alles zuviel geworden? Gerade mit der Geburt eines Kindes stehen Frauen vor vielen neuen Herausforderungen. Ein Gefühl der Überforderung kann also völlig normal sein. Wächst einem jedoch alles über den Kopf und nichts scheint mehr kontrollierbar, dann ist dies eher ein Zeichen für mehr [12].

7. Waren Sie so unglücklich, dass Sie kaum schlafen konnten? Schlaf und Stimmung sind eng miteinander verbunden. „Menschen schlafen ein, wenn sie die Welt des Tages nicht mehr interessiert”. Wer von Kummer vereinnahmt wird, kann daher große Schlafprobleme entwickeln [12].

8. Waren Sie traurig und fühlten sich elend? Trauer kann eine völlig gesunde Reaktion auf bestimmte Ereignisse im Leben sein. Fehlt jedoch ein klarer Auslöser oder hält sie ungewöhnlich lange an, sollte man hellhörig werden [12].

9. Waren Sie so unglücklich, dass Sie weinen mussten? Natürlich sind alle Menschen unterschiedlich „nah am Wasser gebaut”. Trotzdem kann Weinen ein gutes Ventil, aber auch Indikator zugleich sein [12]. 

10. Kam Ihnen gelegentlich der Gedanke, sich etwas anzutun? Diese Frage löst manchmal befremdliche Gefühle aus. Dennoch ist sie von großer Bedeutung und führt bei Betroffenen eher zu Entlastung [12]. 

Licht am Ende des Tunnels

Wer in einer Depression ist, sieht oft kein Licht am Ende des Tunnels. Umso wichtiger ist, sich klar zu machen, dass dies Teil der Krankheit ist. Mit Hilfe von Psychotherapie, der Unterstützung durch Angehörige, Entspannungsübungen, regelmäßiger Bewegung und in schweren Fällen medikamentöser Behandlung erfahren viele Frauen eine Besserung [15]. 

Die Wirkung dieser Maßnahmen kann zudem auch einen langfristigen Effekt haben. Und auch für das Kind wirkt sich die seelische Gesundheit der Mutter ausgesprochen positiv aus. Fortschritte beim Stillen, der Mutter-Kind-Beziehung sowie der psychischen und körperlichen Entwicklung des Neugeborenen hängen alle eng mit dem Wohlbefinden der Mutter zusammen [15].

Das frühe Erkennen der Erkrankung macht also alles ein bisschen leichter. Und das bei jedem Auslöser. 

Sollten Sie sich auch für das Thema Ernährung in der Schwangerschaft interessieren, besuchen Sie gerne unseren Beitrag zu Ernährung während der Schwangerschaft sowie unseren Beitrag zu den Lebensmitteln, welche in der Schwangerschaft verboten sind.

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

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