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Paxlovid bei Corona

Wem das neue Medikament laut Studien hilft

Paxlovid – Zulassung dank neuer Studien

Das Medikament Paxlovid wurde am 28. Januar 2022 durch die EU Kommission zugelassen. Dabei handelt es sich jedoch um eine sogenannte „bedingte Zulassung”. Das heißt, die Zulassung ist zunĂ€chst temporĂ€r und an bestimmte Auflagen geknĂŒpft [1, 2].

Dies kann sinnvoll sein, wenn man sich durch die sofortige VerfĂŒgbarkeit des Medikaments einen großen Nutzen fĂŒr die öffentliche Gesundheit verspricht. Meist mĂŒssen dann im Verlauf weitere Daten zu Nutzen und Risiken – als Teil der Auflagen – vom Antragsteller nachgereicht werden [1, 3].

Damit ist Paxlovid das erste antiviral bei COVID-19 wirksame Arzneimittel, das als Tablette in der EU zugelassen ist. Besteht eine entsprechende Indikation – also erfĂŒllt ein/e Patient:in die nötigen Voraussetzungen –, können Ärzt:innen das Medikament seit dem 25. Februar 2022 verschreiben [2].

Trotz ihrer Bedingtheit basiert die Zulassung bereits auf durchaus aussagekrĂ€ftigen Studien. Ausschlaggebend waren hierfĂŒr zwei sogenannte randomisierte Studien sowie eine Beobachtungsstudie [4]:

Neue Paxlovid-Studien weisen den Weg

In der randomisierten „EPIC-HR-Studie”, in der leicht und mittelschwer COVID-19-Infizierte mit Risikofaktoren mit einer Placebogruppe verglichen wurden, verringerte „innerhalb von drei Tagen verabreichtes Paxlovid” das Risiko, ins Krankenhaus zu mĂŒssen oder zu versterben, signifikant. Genauer gesagt: fĂŒr die kommenden 28 Tage um 89 % [4, 5].

Ein Ă€hnlicher Trend zeigte sich in einer Zwischenanalyse der „EPIC-SR-Studie”. Auch hier wurden COVID-19-Infizierte, die Risikofaktoren fĂŒr einen schweren Verlauf aufwiesen, mit einer Placebogruppe verglichen. Wieder verringerte Paxlovid das Risiko fĂŒr eine Krankenhauseinweisung [4, 6]. 

Und nicht zuletzt erbrachte eine groß angelegte Beobachtungsstudie mit ĂŒber 180.000 israelischen Erwachsenen, dass Paxlovid den Übergang zu einem schweren COVID-19-Verlauf erfolgreich ausbremsen konnte. Da die Studie erst Anfang 2022 durchgefĂŒhrt wurde, lĂ€sst dies zudem auf die Wirksamkeit von Paxlovid gegenĂŒber der Omikron-Virusvariante schließen [4, 7].

Paxlovid – Wichtige Infos zum neuen Corona-Medikament

Paxlovid ist ein antiviral wirksames Arzneimittel, das als Tablette zur Behandlung einer COVID-19-Erkrankung eingesetzt werden kann. Es ist ein Kombi-PrĂ€parat, besteht also aus zwei Wirkstoffen – nĂ€mlich „Nirmatrelvir“ sowie „Ritonavir” [2].

Zu den am hÀufigsten beschriebenen Nebenwirkungen von Paxlovid zÀhlen:

  • Bluthochdruck (in 1 % der FĂ€lle)
  • Durchfall (in 3 % der FĂ€lle)
  • Geschmacksstörungen (in 6 % der FĂ€lle)
  • Muskelschmerzen (in 1 % der FĂ€lle) [1, 10].

Zwar ist die Wirkung von Paxlovid insgesamt ĂŒberaus vielversprechend. Jedoch ist das PrĂ€parat keineswegs frei von Risiken. Im Gegenteil. Denn allein die Liste an potenziellen Arzneimittel-Wechselwirkungen ist lang [10].

Hohes Risiko an Arzneimittel-Wechselwirkungen

Paxlovid interagiert nĂ€mlich ausgesprochen stark mit dem Stoffwechsel-Katalysator „CYP3A”. Dieses Protein ist fĂŒr zahlreiche Stoffwechselprozesse im Körper verantwortlich. Und auch zahlreiche Medikamente werden ĂŒber eben dieses Protein metabolisiert [4, 11, 12]. 

Die empfohlene Dosierung eines durch CYP3A verstoffwechselten Medikamentes beruht somit auf der vollen FunktionstĂŒchtigkeit des Proteins. Ist CYP3A jedoch durch die Einnahme von Paxlovid gehemmt, kann sich dies Ă€ußerst ungĂŒnstig auf den Wirkspiegel anderer PrĂ€parate auswirken. Toxische Überdosierungen können die Folge sein [4, 11, 12].

Leider trifft ausgerechnet auf Menschen mit Risikofaktoren beides zu: Sie profitieren von einer Paxlovid-Einnahme potenziell am meisten. Jedoch sind eben diese Risikofaktoren nicht selten mit der Einnahme von zahlreichen anderen Medikamenten verbunden [4, 11, 12].

Ärzt:innen mĂŒssen also vor der Paxlovid-Verschreibung unbedingt alle Medikamente auf mögliche Wechselwirkungen durchgehen. Dies gelingt zum Beispiel unkompliziert mit diesem Online-Tool [4, 11, 12].

Einsatzbereich von Paxlovid

Paxlovid bei COVID-19

Trotz seines Potenzials wird Paxlovid somit keineswegs jedem COVID-19-Infizierten verordnet. Sinnvoll ist der Einsatz nur bei Menschen aus einer COVID-19-Risikogruppe, bei denen das Risiko fĂŒr einen schweren Verlauf erhöht ist [4, 8]. 

Und auch in diesem Fall mĂŒssen Chancen und Risiken stets von Ärzt:innen gegeneinander abgewogen werden [4, 8].

Auch bleiben immer noch zahlreiche andere Kontraindikationen, selbst wenn etwaige Medikamenten-Interaktionen erfolgreich ausgeschlossen werden konnten. Hierzu zÀhlen insbesondere eine stark eingeschrÀnkte Nieren- oder Leberfunktion [4, 8].

Paxlovid bei geimpften Personen

In Deutschland wird Paxlovid aktuell nur fĂŒr ungeimpfte Personen (mit entsprechenden Risikofaktoren) empfohlen [13, 14]. 

Zwar sind auch zunehmend geimpfte Personen von einer Corona-Infektion betroffen, seit die Omikron-Virusvariante dominant geworden ist [15]. 

Dennoch haben vollstĂ€ndig geimpfte Personen laut Studien weiterhin ein signifikant niedrigeres Risiko, aufgrund einer Omikron-Infektion ins Krankenhaus zu mĂŒssen. In dieser Hinsicht lag die ImpfeffektivitĂ€t bei Dreifach-Geimpften nĂ€mlich bei stolzen 92 % [15].

Impfen lohnt also weiterhin. Und die Möglichkeit einer Paxlovid-Gabe sollte Menschen keineswegs von einer Impfung abhalten. DafĂŒr ist die Impfung schlichtweg zu effektiv und Paxlovid in Summe zu risikoreich [4, 15].

Paxlovid bei Long-Covid

Paxlovid kommt ausschließlich in den ersten Tagen einer akut-symptomatischen Corona-Infektion in Frage. FĂŒr die Behandlung von Long-Covid spielt Paxlovid dagegen keine Rolle. Und dies dĂŒrfte sich auch in Zukunft mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht Ă€ndern [4, 8].

Auch hier hilft es, sich den Wirkmechanismus von Paxlovid zu vergegenwĂ€rtigen. Schließlich hindert Paxlovid primĂ€r die Ausreifung neuer Viruspartikel. Ist jedoch schon einige Zeit vergangen, kann der Effekt auf bereits geschĂ€digte Zellen nicht mehr umgekehrt werden. Zumindest nicht durch Paxlovid [4, 8].

Paxlovid kaufen – So erhalten Sie das Medikament

Bei Paxlovid handelt es sich um ein verschreibungspflichtiges Medikament. Es ist also nicht in Apotheken frei erhĂ€ltlich, sondern kann nur – bei entsprechender Indikation – von einem Arzt oder einer Ärztin verschrieben werden [2].

Aufgrund der zahlreichen potenziellen Arzneimittelwechselwirkungen ist dies auch Ă€ußerst wichtig. Denn um sicher zu gehen, dass durch die Paxlovid-Einnahme der Wirkspiegel von anderen Medikamenten nicht ungĂŒnstig beeinflusst wird, ist es fĂŒr Ärzt:innen unbedingt notwendig, vor dem Verschreiben sorgfĂ€ltig die Medikamentenliste durchzugehen [2]. 

Nur so kann die Patient:innen-Sicherheit ausreichend gewĂ€hrleistet werden. Und nicht zuletzt erhoffen sich viele Menschen von dem neuen PrĂ€parat eine „Wunderwirkung”, die so womöglich unrealistisch ist. Auch hier können die behandelnden Ärzt:innen also im Vorfeld beratend Orientierung geben, wem die Einnahme ĂŒberhaupt einen Nutzen verspricht [2].

Preis des Medikaments

Besteht bei Infizierten die Indikation – also die sinnvolle Voraussetzung – fĂŒr eine Paxlovid-Behandlung, so ĂŒbernimmt in Deutschland im Wesentlichen die zustĂ€ndige Krankenkasse die Kosten hierfĂŒr. Betroffene mĂŒssen dann, wie bei anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten auch, nur eine geringe Eigenbeteiligung zahlen [2].

FĂŒr eine fĂŒnftĂ€gige Paxlovid-Behandlung verdient das herstellende Unternehmen Pfizer etwa 530 Dollar, was je nach Wechselkurs grob 522 Euro entspricht [16].

Paxlovid im Ausblick

Welche Daten noch fehlen

Laut EuropĂ€ischer Arnzeimittelbehörde (EMA) erfĂŒllte Paxlovid alle nötigen Kriterien, um eine beschleunigte, aber vorerst bedingte Zulassung zu ermöglichen [1]. 

Da es sich mit der Pandemie nĂ€mlich einerseits um eine besondere Public-Health-Notlage handelte und Paxlovid andererseits einen bisher ungedeckten medizinischen Bedarf erfĂŒllt, fand dieser „Fast-Track”-Zulassungsprozess seine Berechtigung [1]. 

Damit hat sich der Paxlovid-Hersteller Pfizer jedoch rechtlich dazu verpflichtet, unter Einhaltung bestimmter Fristen „weitere Daten vorzulegen, um zu bestĂ€tigen, dass der Nutzen weiterhin die Risiken ĂŒberwiegt” [1].

Bei den noch „fehlenden Daten” handelt es sich also eher um eine BestĂ€tigung des bereits Erforschten und weniger um gĂ€nzlich neue Studienfragen [1].  

FĂŒr alle Menschen mit Risikofaktor also sicherlich eine gute Nachricht.

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

UrsprĂŒnglich veröffentlicht am

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