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Corona-Impfung bei Kindern

Wann der Nutzen die Risiken laut RKI ĂŒberwiegt

COVID-19 bei Kindern: Vieles ist anders

Krankheitsverlauf und -schwere

Was die Impfentscheidung fĂŒr viele Eltern erschwert, beruht eigentlich auf guten Nachrichten: Denn Kinder aller Altersstufen erkranken nicht nur seltener an COVID-19 als Erwachsene, sondern dann auch meist weniger schwer [1, 2].

Dementsprechend haben die meisten Kinder lediglich milde Symptome, die im Schnitt 6 Tage andauern und spÀtestens nach 4 Wochen wieder vollstÀndig verschwinden. Auch unterscheidet sich die HÀufigkeit bestimmter Symptome im Vergleich zu Erwachsenen [3-11]:

Übersicht ĂŒber HĂ€ufigkeit von COVID-19-Symptomen bei Kindern
HĂ€ufigkeit von COVID-19-Symptomen bei Kindern und Erwachsenen im Vergleich

Im Gegensatz zu Erwachsenen, wo die HĂ€ufigkeit von schweren VerlĂ€ufen bei Ungeimpften auf etwa 14 % geschĂ€tzt wird, liegt diese bei Kindern laut Studien um die 2 %. Ein Restrisiko ist also durchaus vorhanden, wenn auch vergleichsweise niedrig. Ähnlich wie bei Erwachsenen betrifft dies vor allem Kinder mit bestimmten Vorerkrankungen [12, 13].

Etwa 4 % aller Kinder haben KrankheitsverlĂ€ufe, die lĂ€nger als 4 Wochen andauern. Auch diese Zahlen liegen also deutlich unter denen von Erwachsenen. UnabhĂ€ngig davon, wie sich Eltern bei der Impfung entscheiden, ist dies also schon mal erfreulich – wenn auch noch kein Grund zur Entwarnung [14].

„Multisystem Inflammatory Syndrome”

Zudem ist COVID-19 bei Kindern noch in anderer Hinsicht unterschiedlich zu Erwachsenen. So gibt es seltene Komplikationen der Erkrankung, die ausschließlich bei Kindern auftreten. Hierzu zĂ€hlt das sogenannte „Multisystem Inflammatory Syndrome in Children” oder kurz MIS-C [15, 16].

Dabei handelt es sich um eine ungewöhnliche Immunantwort auf das Coronavirus, die mit anhaltendem Fieber, Magen-Darm-Beschwerden, HautausschlĂ€gen, BindehautentzĂŒndungen bis hin zu Schock und Kreislaufversagen einhergehen kann [15, 16].

Da es sich um eine seltene Komplikation handelt, sollte dies in der Entscheidungsfindung als Faktor nicht ĂŒberbewertet werden. Die Tatsache, dass die meisten FĂ€lle bei zuvor gesunden Kindern aufgetreten sind, ist fĂŒr die Überlegungen zur Impfung dennoch nicht unerheblich [15, 16].

Noch unbekannte Krankheitsfolgen

Ohne Frage geben die bisherigen Studien reichlich Grund zur Hoffnung, dass die meisten Kinder eine Corona-Infektion unbeschadet ĂŒberstehen werden. Doch gerade bei den Langzeitfolgen ist die Datenlage aktuell noch ĂŒberaus dĂŒnn [1, 16]. 

So erschienen bisher lediglich zwei relativ kleine Studien sowie eine Fallserie zu Long Covid im Kindesalter. Aus diesen lassen sich noch keine verlÀsslichen Zahlen zu den HÀufigkeiten ableiten. Dennoch zeigte sich, dass noch Wochen bis Monate spÀter bestehende Symptome keine Seltenheit waren. Je nach Studie waren 8 bis 42 % der Kinder betroffen [16-19].

Eltern sind also in der anspruchsvollen Situation aus vielen verschiedenen Faktoren eine wohlĂŒberlegte Entscheidung zu treffen. Das kann auch mal ĂŒberfordernd erscheinen. Doch immerhin werden die Daten von Monat zu Monat klarer.

Viele GrĂŒnde fĂŒr die Impfung

Vielversprechende Studien zu Wirksamkeit

Denn den einerseits hoffnungsvollen und andererseits nicht gĂ€nzlich unbedenklichen Statistiken zu Corona-VerlĂ€ufen bei Kindern, stehen nun immer mehr Studien zu Corona-Impfstoffen gegenĂŒber. Und Letztere liefern ohne Frage Grund zu Optimismus.

So ergaben klinische Studien, in denen 12- bis 15-jĂ€hrige Jugendliche vollstĂ€ndig mit BioNTech beziehungsweise 12- bis 17-jĂ€hrige Jugendliche vollstĂ€ndig mit Moderna geimpft wurden, eine Wirksamkeit gegenĂŒber COVID-19 von bis zu 100 % [20-22].

Damit war die Wirksamkeit der beiden mRNA-Impfstoffe mindestens vergleichbar mit der bei Erwachsenen. Daher zeichnet sich derzeit nicht ab, dass extra noch ein neuer Impfstoff fĂŒr Kinder entwickelt werden mĂŒsste. FĂŒr die anderen zugelassenen Impfstoffe stehen die Studienergebnisse fĂŒr Kinder aktuell noch aus [20-23].

Diese Ergebnisse sind keine SelbstverstĂ€ndlichkeit und waren in dem Ausmaß kaum vorherzusagen. FĂŒr viele Eltern dĂŒrfte sich also der Weg zur Impfung ihrer Kinder deutlich beschleunigen und damit perspektivisch etwas Erleichterung einstellen.

Bei all dem gab es gute GrĂŒnde, weswegen die neuen Corona-Impfstoffe am Anfang nur an Erwachsenen getestet wurden: So wurde sichergestellt, dass es zu keinen schwerwiegenden Nebenwirkungen bei den erwachsenen Studienteilnehmern kommt – was die spĂ€teren Studien mit Kindern weniger heikel macht [20].

Außerdem haben sich Kinder weit weniger als „Infektionstreiber” erwiesen, als dies bei erwachsenen Menschen der Fall war. Und nicht zuletzt galt es, zunĂ€chst die Hochrisiko-Personen in der Gesellschaft zu schĂŒtzen. Von beidem haben die Kinder dann zumindest indirekt profitieren können [20].

Die Impf-Risiken im Blick

Gewöhnliche Impfreaktionen sind auch bei den Corona-Impfstoffen von BioNTech und Moderna hĂ€ufig. Dies gilt auch fĂŒr Jugendliche und ist wie bei anderen Impfungen in der Regel völlig harmlos. Zu den hĂ€ufigsten Impfreaktionen zĂ€hlen hierbei folgende Beschwerden. Diese sind meist als Zeichen eines gut funktionierenden Immunsystems zu sehen, welches wie erwĂŒnscht auf die Impfstoffe anspringt [20]:

Übersicht ĂŒber die HĂ€ufigkeiten von Impfreaktionen bei Jugendlichen
HĂ€ufigkeiten von Impfreaktion bei Jugendlichen

Diese unbedenklichen Impfreaktionen treten in der Regel zwischen dem ersten und dritten Tag nach der Impfung auf und dauern dann durchschnittlich 1 bis 3 Tage. Man kann also sagen, dass Symptome durchaus hÀufig nach einer Corona-Impfung bei Jugendlichen auftreten [20]. 

Echte Nebenwirkungen sind dagegen ausgesprochen selten. Hierbei sind insbesondere HerzmuskelentzĂŒndungen anzufĂŒhren. Diese traten bei Jungen und jungen MĂ€nnern mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 1 zu 16.000 auf, was ausgesprochen selten ist. Zudem verliefen sie meist mild [20]. 

Außerdem sollte an dieser Stelle betont werden, dass HerzmuskelentzĂŒndungen ebenfalls bei COVID-19 auftreten können – eine Entscheidung gegen die Impfung schließt diese Komplikation also keineswegs sicher aus [20]. 

Diese Information soll besorgte Eltern nicht etwa verunsichern, sondern sie im Gegenteil dazu ermutigen, sich nicht von bestimmten Schlagzeilen verunsichern zu lassen. Die Impfungen sind insgesamt wirksam und sicher – auch fĂŒr Kinder [20].

Andere schwerwiegende Nebenwirkungen bei Jugendlichen nach einer Corona-Impfung konnten bisher nicht gezeigt werden. Und dies, obwohl allein im nordamerikanischen Raum bereits ĂŒber 12 Millionen Dosen an Jugendliche verimpft worden sind [20].

RKI: Die aktuellen Empfehlungen zusammengefasst

Seit August 2021 empfiehlt die STIKO des Robert Koch-Instituts bereits eine vollstĂ€ndige COVID-19-Impfung fĂŒr alle Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren. Verabreichter Impfstoff sollte dabei ein mRNA-Impfstoff sein. Der zeitliche Abstand zwischen den beiden Impfdosen belĂ€uft sich auf 3-6 (BioNTech) bzw. 4-6 Wochen (Moderna) [20, 24].

Dass die Impfung mittlerweile allen Kindern und Jugendlichen in dieser Altersgruppe empfohlen wird, liegt insbesondere daran, dass die Datenlage aus großen Studien zunehmend solide und eindeutig ausgefallen ist [20].

So ĂŒberwogen „nach gegenwĂ€rtigem Wissensstand die Vorteile der Impfung gegenĂŒber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen”. Dabei berĂŒcksichtigte die STIKO die Möglichkeit einer Zunahme von schweren VerlĂ€ufen und Langzeitfolgen im Zuge der vierten Corona-Welle [20].

WICHTIGES UPDATE: Seit Ende November 2021 empfiehlt die europĂ€ische Arzneimittelbehörde (EMA) die Zulassung des Corona-Impfstoffs von BioNTech fĂŒr Kinder ab fĂŒnf Jahren. Laut Experten könnte dies die Pandemie in eine völlig neue, voraussichtlich entspanntere Phase ĂŒberfĂŒhren [25, 26].

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

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