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Corona-Mutanten am Beispiel Omikron

Eine Person fragt nach dem Risiko bei Virusvarianten

Eine Frage aus der Community

Das Auftreten der neuen Omikron-Variante hat bei vielen Menschen in der Community Fragen aufgeworfen. Unsere Leser:innen beschäftigte dabei insbesondere, inwiefern Omikron anders einzuordnen ist als vorherige Mutationen, was für Schlüsse man daraus für den weiteren Pandemieverlauf ziehen kann und wie es generell zu Virusvarianten kommt.

Die Ärzte von Data4Life antworten

Liebe Leserschaft,

Ende November 2021 gelangte „Omikron” (B.1.1.529) in den Fokus unser aller Aufmerksamkeit. Wir verstehen, dass sie dieses Thema aktuell stark beschäftigt und dass einige Leser:innen Stress durch die anhaltende Ungewissheit rund um das Thema empfinden. Wir werden daher im Folgenden bestmöglich auf Ihre Fragen eingehen, um sie so konstruktiv in dieser ungewissen Situation zu unterstützen: 

Generell können sich alle Viren, auch das Coronavirus SARS-CoV-2, mit der Zeit verändern. Neue Virusvarianten sind also an sich nicht ungewöhnlich. Zumal die meisten Veränderungen wenig bis keine Auswirkungen auf die Eigenschaften des Virus haben [1,2]. 

Ursache sind dabei sogenannte „Mutationen”. Dies sind Veränderungen im Virus-Erbgut, die bei der Vermehrung des Virus infizierten Körperzellen auftreten können. Bei den Grippeviren passiert dies besonders häufig, weswegen die Grippe-Impfstoffe jedes Jahr daran angepasst werden müssen. Ist eine Bevölkerung gegen einen bestimmten Virustyp immun, haben es neue Mutationen automatisch leichter, sich vermehrt auszubreiten [1,2].

Mutationen im Virus-Erbgut können in der Folge beeinflussen, wie leicht sich das Virus ausbreitet, wie schwer infizierte Menschen erkranken oder wirksam beispielsweise Impfstoffe sind. Werfen wir nun einen Blick auf die Omikron-Variante [1,2]:

Die neue Corona-Virusvariante „Omikron” wurde zuerst in Südafrika entdeckt – was jedoch keineswegs heißt, dass sie auch dort entstanden ist [3 4].

Schließlich fand man im Nachhinein heraus, dass zu diesem Zeitpunkt bereits längst Omikron-Fälle in anderen Ländern kursierten. Die Maßnahme, möglichst schnell Einreisebeschränkungen für Passagiere aus dem südlichen Afrika zu erlassen, war daher unter Experten hoch umstritten. Das „Corona-Problem” bleibt global [4-7].

Was man in Südafrika jedoch eindrucksvoll beobachten konnte, war der sprunghafte Anstieg an Neuinfektionen durch Omikron. So unklar bestimmte Eigenschaften der Mutante zu diesem Zeitpunkt waren – und teils auch immer noch sind, waren sich dennoch viele Wissenschaftler einig: Omikron wird absehbar die dominierende Virusvariante auf der Welt sein [3, 8].

Nun ist Omikron bekanntlich nicht die erste Mutation im Pandemieverlauf, die vorübergehend zur neuen dominierenden Virusvariante wird. Was jedoch diesmal grundsätzlich anders scheint, ist das schiere Ausmaß der Neumutationen. Also wie sehr sich das Virus in seinen Eigenschaften von seinen Vorgängern unterscheidet.

So hat Omikron allein 32 Mutationen am sogenannten „Spike-Protein, 10 davon in dem Bereich, der an die Körperzellen andockt und so das Eindringen in die Zelle ermöglicht. In Summe fällt es Omikron dadurch leichter, dem Immunsystem per „Immun-Escape” zu entwischen und selbst Geimpfte oder Genesene erneut anzustecken [8-10].

Auch die Impfstoffhersteller reagierten daraufhin ernüchtert und signalisierten, dass die Wirksamkeit ihrer Impfstoffe im Falle von Omikron deutlich geringer ausfallen dürfte. Jedoch wurde bereits in Aussicht gestellt, dass ein angepasster Impfstoff innerhalb von wenigen Monaten verfügbar wäre. Laut STIKO-Chef Mertens ist hierbei mit 3 bis 6 Monaten zu rechnen [11,12].

Ansonsten bestehen zum jetzigen Zeitpunkt noch viele Fragezeichen. Schließlich dauert es etwas, bis der komplette Krankheitsverlauf von Omikron ausreichend verfolgt und in Studien untersucht worden ist. Einige grundsätzliche Überlegungen können zum jetzigen Zeitpunkt dennoch gemacht werden:

Erstens: Noch ist die Delta-Variante hier. Es klingt banal, aber in den meisten Ländern führt gerade Delta – nicht Omikron – dazu, dass das Gesundheitspersonal an seine Belastungsgrenze kommt. Niemand weiß, wann genau Omikron Delta verdrängt haben wird. Und für die Delta-Variante ist der Impfschutz bestens belegt. Gerade hinsichtlich schwerer Verläufe. Die (Booster-)Impfung ist also aktuell der beste Schritt zur Risikoreduktion [12].

Zweitens: Nur weil Omikron zu vermehrten Re-Infektionen führt, heißt dies nicht, dass eine überstandene COVID-19-Erkrankung oder Corona-Impfungen nicht vor schweren Krankheitsverläufen schützen würden. Mutationen haben das Virus verändert. Dennoch ist Vieles auch gleich geblieben. Ein bisschen Optimismus ist an dieser Stelle also durchaus geboten. Gerade die Booster-Impfung scheint zu helfen [13-15].

Drittens: Nur weil Omikron ansteckender ist, muss es nicht zwangsläufig das „schlimmere” Virus sein. Hier fehlen aktuell schlichtweg noch fundierte Studien zu. Ein milderer Krankheitsverlauf wäre aber durchaus denkbar. Experten äußerten sich bereits hoffnungsvoll [13,16].

Und viertens: Eine korrekt sitzende FFP2-Maske sorgt laut jüngsten Studienergebnissen für einen enorm hohen Schutz. Begegnen sich ein Infizierter und ein Gesunder (beide mit gut sitzender FFP2-Maske) für 20 Minuten dicht an dicht in einem Raum, liegt die Ansteckungsgefahr bei gerade mal einem Promille (0,1 %). Sitzt die FFP2-Maske dagegen schlecht, sind es 4 %. Bei OP-Masken ist das Risiko deutlich höher [5,17].

Verhaltensmaßnahmen wie Impfen und (die richtige) Maske tragen machen also einen großen Unterschied. All das sind gute Gründe trotz der neuen Virusvariante nicht zu verzagen! 

Alles Gute,

das Ärzteteam von Data4Life

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

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