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Geruchsverlust nach COVID-19

Menschen mit Long Covid und Geruchsverlust fragen nach Ursachen und Therapie

Eine Frage aus der Community

Zum Thema Geruchsverlust haben uns gleich mehrere Fragen aus der Community erreicht: „Gibt es mittlerweile mehr Infos dazu, ob und wann der Geruchssinn nach einer COVID-19-Infektion mit Geruchsverlust wiederkommt? Wie stehen die Chancen? Kann man aktiv etwas dagegen tun oder einfach nur abwarten? So etwas geht ja auch auf die Psyche. Über eine Rückmeldung würde ich mich sehr freuen!"

Die Ärzte von Data4Life antworten

Liebe Leserschaft,

vielen Dank für die Fragen! Dieses Thema scheint tatsächlich viele Menschen in unserer Data4Life-Community zu beschäftigen. 

An sich können Viren an drei Stellen zu Geruchsproblemen führen. Zum einen ist dies möglich, indem die Erreger zu einer Entzündung der Nasenschleimhaut führen. Dies passiert häufig auch bei einer normalen Erkältung und ist zeitlich begrenzt [1].

Atemwegsviren können jedoch auch die äußeren Geruchsrezeptoren sowie zentral gelegene Nervenbahnen schädigen. Je nach Virus kann die Schädigung dabei auf unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Für das Coronavirus SARS-CoV-2 werden die genauen Mechanismen aktuell noch erforscht [1].

In jedem Fall ist der Verlust des Geruchssinns ein häufiges Symptom bei COVID-19. Wie häufig es genau ist, wird aktuell in vielen Studien näher untersucht. Das RKI schätzt die Häufigkeit derzeit auf etwa 19 %. In manchen Studien waren jedoch auch mehr als die Hälfte aller COVID-19-Erkrankten betroffen [2].

Zudem sind sehr viele Menschen auch nach durchgemachter COVID-19-Erkrankung noch von einem anhaltenden Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns betroffen. Auch hiervon sind also viele Menschen betroffen [3].

Je nach Studie variieren die Angaben zur Häufigkeit ein wenig. Aber grob überschlagen ist wohl etwa jede 6. bis 8. Person längerfristig nach durchgemachter Erkrankung betroffen [4-6]:

Tabelle zu Häufigkeiten von anhaltendem Geruchsverlust nach COVID-19
Häufigkeit von anhaltendem Geruchsverlust nach COVID-19

Nun zur Frage, wie lange die Beschwerden anhalten. Und hier kommt die gute Nachricht gleich hinterher: In den meisten Studien haben sich die Sinneswahrnehmungen der Betroffenen mit der Zeit wieder erholt oder zumindest verbessert [7, 8].

Bei den meisten Betroffenen traten die Verbesserungen zwar bereits innerhalb des ersten Monats ein, aber es gibt auch Studien, wo die Genesung länger gedauert hat [7].

In einer chinesischen Studie waren zum Beispiel nach 6 Monaten immer noch 11 % der Teilnehmer von einer Geruchsstörung betroffen. Nach einem Jahr waren es aber schon nur noch 4 %. Aus diesen Ergebnissen kann also durchaus Hoffnung geschöpft werden [9].

Da COVID-19 als Krankheitsbild noch relativ neu ist, lohnt auch der Blick auf andere Viruserkrankungen mit Geruchsverlust, zu denen es bereits langjährige Studien gibt [1, 10]: 

Bei Nachuntersuchungszeitspannen von über 2 Jahren verbesserte sich der Geruchssinn demnach bei den wirklich allermeisten Betroffenen. Fast 9 von 10 Betroffenen gaben an, wieder beschwerdefrei zu sein. Auch dies ist Anlass auf eine langfristige Verbesserung hoffen zu können [11].

Gezielte Behandlungsmethoden für Geruchsverlust nach COVID-19 sind aktuell leider noch nicht bekannt. Betroffene können aber in jedem Fall einen HNO-Facharzt aufsuchen, um ihren Geruchsverlust „quantifizieren” zu lassen. So weiß man im Verlauf besser, wie es vorangeht.

Es ist völlig verständlich, dass sich die anhaltenden Beschwerden mit der Zeit auf die Psyche auswirken. Umso wichtiger ist es, sich rechtzeitig Unterstützung zu holen. Das können Freunde und Familie sein. Manchen Menschen hilft auch der gegenseitige Austausch in Selbsthilfegruppen. 

Sollte die Belastung dennoch irgendwann zu groß werden, raten wir dazu, unbedingt professionelle Hilfe aufzusuchen. Denn gerade bei größeren Beschwerden können Ratschläge allein häufig nicht den Austausch mit einem Psychotherapeuten ersetzen.

Wir hoffen, wir konnten mit unserer Antwort vielen Menschen weiterhelfen.

Alles Gute,

das Ärzteteam von Data4Life

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

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