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Fatigue in Corona-Pandemie

Eine Person mit dauerhafter Erschöpfung fragt nach Ursachen und Abklärung

Eine Frage aus der Community

Viele Menschen berichten, sie würden seit dem letzten Lockdown unter starken, anhaltenden Erschöpfungszuständen leiden. Dabei kam die Frage auf, ob dies ein Fatigue-Syndrom sei: „Was ist wenn man in der Vergangenheit positiv auf Corona getestet wurde, aber gar keine Symptome hatte? Kann das dann die Ursache sein? Was ist wahrscheinlicher und wie sollte man am besten vorgehen? Die Dauererschöpfung macht es schwer, durch den Arbeitstag zu kommen.”

Die Ärzte von Data4Life antworten

Liebe Leserschaft,

es tut uns leid, dass Viele von Ihnen von ausgeprägten Erschöpfungszuständen betroffen sind, welche sogar den Alltag belasten. 

Um die Beschwerden besser einordnen zu können, lohnt es sicherlich, zunächst mal einen Blick auf die genaue Definition von Fatigue zu werfen [1, 2]:

Der Begriff Fatigue wird nämlich genutzt, um verschiedene Dinge zu beschreiben. Dabei kann es sich erstens um Schwierigkeiten handeln, eine Aktivität überhaupt zu beginnen. Das wäre dann also ein subjektives – vom Betroffenen wahrgenommenes – Schwächegefühl, das auch in Ruhe, also unabhängig von körperlicher Aktivität vorliegt. 

Zweitens kann sich Fatigue auch darin äußern, eine eigentlich normale Aktivität körperlich kaum durchhalten zu können. Betroffene wären in diesem Fall also schnell erschöpfbar und müssten nach kurzer Zeit wieder aufhören. Typisch wär auch eine verzögerte oder eingeschränkte Erholung.

Und drittens kann Fatigue sich auf Schwierigkeiten mit der Konzentration, dem Gedächtnis oder dem Gemütszustand beziehen. Hier würde man dann eher von einer „mentalen Fatigue” sprechen. 

Betroffene können dabei einzelne oder mehrere dieser Beschwerden in Kombination angeben. Auch andere Symptome können zusätzlich bestehen. Dies wäre bei der Abklärung unbedingt zu erfragen. Sollte es schwer fallen, verschiedene Symptome über einen längeren Zeitpunkt im Blick zu behalten, empfehlen wir ein digitales Symptomtagebuch anzufangen [1].

Wichtig zu wissen ist auch, dass viele Menschen den Begriff Fatigue benutzen, aber damit vor allem vermehrte Müdigkeit meinen. Wenn dies der Fall ist, würde man eher die Abklärung einer Schlafstörung angehen. Zunächst beim Hausarzt und gegebenenfalls anschließend in einem sogenannten Schlaflabor [1, 3].

Betroffene sind mit ihren Beschwerden jedenfalls sicher nicht allein: Laut Schätzungen sind etwa 7 % der Bevölkerung von einer Fatigue betroffen. Das Problem ist also ausgesprochen häufig und stellt Ärzte dennoch oft vor große Herausforderungen. Grund hierfür ist die Vielzahl an möglichen Ursachen [4-7]:

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In etwa zwei Drittel der Fälle gelingt es Ärzten die Ursache für die Fatigue herauszufinden. Dabei gilt es zunächst, bestimmte Fragen zu klären: Wann ging es los? Abrupt oder allmählich? Standen die Symptome in Bezug zu einer Erkrankung oder einem Lebensereignis? [8, 9]

Danach ginge es um Verlauf, Dauer und Tagesrhythmus. Auch wäre interessant zu wissen, ob es Faktoren gibt, welche die Beschwerden lindern oder verschlimmern. Die Frage nach der Arbeitsfähigkeit ist da nur das eine. Wie sieht es mit Freunde treffen, Hobbies und anderen Aktivitäten aus? Musste die betroffene Person ihr Leben bereits an die Beschwerden anpassen? All diese Detailfragen sind wichtig, um die Beschwerden besser einordnen zu können [9].

Eine Corona-Infektion ist tatsächlich ebenfalls als Auslöser denkbar. Neuere Studien gehen davon aus, dass etwa jeder dritte Corona-Infizierte im Verlauf von Langzeitfolgen betroffen ist. Und dies möglicherweise selbst, wenn die Corona-Infektion symptomlos verlief. Fatigue wäre in diesem Fall als Beschwerde typisch. Jedoch ist die Forschung aktuell noch nicht weit genug, um Long Covid sicher als Ursache beweisen zu können [10]. 

Jedem, dem wegen Erschöpfungszuständen längerfristig die Energie für Alltagsaktivitäten fehlt, raten wir, die Beschwerden einmal systematisch abklären zu lassen. Denn gerade bei chronischer Fatigue hängen Behandlung und Prognose maßgeblich von der vorliegenden Ursache ab [11, 12]. 

Der erste Schritt ist dabei sicherlich ein ausführliches Gespräch mit dem Hausarzt, gefolgt von einer körperlichen Untersuchung und einer orientierenden Blutuntersuchung. Erst wenn die Ergebnisse daraus vorliegen, macht es Sinn, die nächsten Schritte der Abklärung anzugehen [13].

Wir hoffen, wir konnten damit eine erste Übersicht mitgeben! Das Thema ist ohne Frage komplex und sollte immer im Einzelfall angeschaut werden.

Alles Gute,

das Ärzteteam von Data4Life

Die Inhalte dieses Artikels geben den aktuellen wissenschaftlichen Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wieder und wurden nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch kann der Artikel keine medizinische Beratung und Diagnose ersetzen. Bei Fragen wenden Sie sich an Ihren Allgemeinarzt.

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